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Im Rückspiegel: Die Leichtathletik-WM 2019 in Doha

Alles bestens oder nicht…

Die 17.Auflage von Leichtathletik-Weltmeisterschaften vom 27.September 2019 und 6.Oktober 2019 hat einen spürbar bitteren Beigeschmack. Erstmals „auf (Wüsten-)Sand gebaut“, hinterlassen diese Titelkämpfe in Katar einen zwiespältigen Eindruck. Dennoch wird auch viel Pharisäertum bei den Debatten um „die WM bei den Scheichs“ deutlich.

Vorher gewusst

Denn: Dass die klimatischen Bedingungen alles andere als angenehm sind, wusste man vorher. Dass die Klima-Anlagen im Stadion zudem nicht gerade „umweltfreundlich“ funktionieren – ebenso. Auch die Tatsache, dass viele Gastarbeiter, welche die Stadien und die Infrastruktur für diese WM errichteten, dieses nicht gerade bei „guten“ Bedingungen und „üppigen“ Löhnen tun mussten.

Und dass die Kataris nun einmal nicht die größten Leichtathletik-Fans sind – dito. Es kamen jedoch rund 2000 Athletinnen bzw. Athleten aus 209 Nationen/Mannschaften zu diesen WM. Mehr Mannschaften bzw. Teams als etwa zu Olympia 2016. Auch an der Qualifikation zur Fußball-WM 2014 im fußballverrückten Brasilien beteiligten sich „nur“ 202 Verbände…

Die Leichtathletik-WM 2019 zog also die mündigen Sportlerinnen und Sportler, die alle vorher erwähnten Punkte kannten, dennoch nach Katar. Auch Trainer und Funktionäre aus aller Welt.

Show zum Geldverdienen

Ob das alles gut für den Sport allgemein und die Leichtathletik speziell war, sei dahingestellt. Aber der Sport ist ohnehin nicht mehr der „Ersatz-Krieg in den Arenen“, der „Wettstreit zwischen politischen Systemen“ oder ein „sportliches Fest der Jugend der Welt“, nein, (Profi-)Sport ist Show, ist Unterhaltung, ist eine Ware, mit der sich viel Geld verdienen lässt. Ein hervorragendes Marketinginstrument, um Botschaften zu transportieren. Ob diese stimmen oder nicht. Ob Katar tatsächlich ein weltoffenes und tolerantes Land ist?! Wer weiß das schon nach zehn Tagen Leichtathletik-WM…

Sportlich eher „la la“

Sportlich waren diese WM eher „la la“. In einigen Disziplinen wurden Leistungen erreicht, die man eigentlich bis 1990 nur hochgedopten Athletinnen bzw. Athleten vor allem des Ostblocks, aber durchaus auch des Westblocks zugetraut hätte. Waren nun in Katar alle „sauber“. Dicke Fragezeichen. Letztendlich gilt aber die Unschuldsvermutung, so lange nichts nachgewiesen wurde, sollte frau/man auch die Resultate akzeptieren. Sonst sollte man derartige Events, wie Olympia oder WM, gleich canceln.

Als letzte verbliebene große Leichtathletik-Nation, die in fast allen Disziplinen Top 12-Ränge schaffen kann, erkämpften die USA in der Nationen-Wertung (Berücksichtigung der Plätze 1-8) 310 Punkte. 188 Punkte mehr als die klassische Lauf-Nation Kenia.

Russland blieb nach massiven Dopingvorwürfen – seit Rio 2016 – als Mannschaft weiter gesperrt. Dass es extremes Doping, sogar nachweislich, auch in anderen Ländern gab und gibt, beweist eine gewisse Doppelmoral der Leichtathletik(un)verantwortlichen. Zumindest „unabhängige“ Athletinnen und Athleten durfte Russland in den Medaillenkampf entsenden.

Nationen-Wertungen obsolet?!

Letztendlich sind diese Nationen-Wertungen jedoch obsolet. Immer mehr Länder bürgern mehr oder minder kurzfristig aussichtsreiche Medaillen-Kandidatinnen und -Kandidaten, insbesondere aus dem Laufbereich und aus afrikanischen Staaten, ein und nach dem Etikettenwechsel wird dann schnell die Flagge des neuen Landes hochgehisst.

Am besten wäre es, jede/jeder läuft, wirft, springt und stößt für sich allein. Und am Ende wird das Emblem des Hauptsponsors am Fahnenmist „plakatiert“. Nicht zum Ruhme des Mutter- oder Vaterlandes, sondern zur Maximierung des Profits. Denn der Schein bestimmt das (Kauf-)Bewusstsein. Und wer möchte schön die Latschen oder Trikots von Losern erwerben?!

Sechs Medaillen für den DLV

Aus deutscher Sicht verliefen die WM – naja. Sechs Medaillen, darunter zweimal Gold. Immerhin. Es hätte schlechter sein können. Allerdings auch besser.

Vielleicht gelingt ja ein Mehr in knapp neun Monaten in Tokyo. Und wenn nicht?! Wird Weihnachten immer noch am 24.Dezember sein und Neujahr der erste…

M.Michels

 

 


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