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Hurra! „Wir“ sind G 20…

Jubel, Trubel, Heiterkeit in ganz Hamburg

Was für ein Irrsinn! Für ein dreitägiges „Happening“ der Staatschefs von 20 Ländern dieser Welt wird ein Brimborium veranstaltet, das an Wahnwitz grenzt. Vom 7.Juli bis 9.Juli ist Hamburg, als Gastgeber des G 20-Gipfels, der vermeintlich 20 stärksten Industrie- und Schwellenländer. Zu diesen werden gezählt die EU (!), die USA, China, Japan, Deutschland, Frankreich, Brasilien, Großbritannien, Italien, Russland, Kanada, Indien, Australien, Mexiko, Südkorea, Indonesien, die Türkei, Saudi-Arabien, Argentinien und Südafrika. Die restlichen 173 Staaten plus der Vatikanstadt und zwölf weiteren Länder bzw. Territorien, deren Status ungeklärt ist, dürfen zuschauen.

Dass – bis auf Kanada und Australien – 18 der 20 gravierende politische, wirtschaftliche, gesellschaftliche und „statistische“ Probleme haben, geht im „Schwenken mit den Winkelelementen“ fast unter. Gerade Deutschland wird ja zurzeit nicht unerheblich an den Realitäten vorbei regiert, wobei die angeblich „unabhängigen“ deutschen Massenmedien ihr ewiges „Uns geht es gut!“, „Wir schaffen das!“ und „Zieht den Bayern die Lederhosen aus!“ in die weite Welt absondern.

Worauf darf sich der interessierte G 20-Gipfel-Besucher aber freuen? Auf 20000 Polizistinnen und Polizisten, die diesem gern zeigen, „wo der G 20-Barthel den Most holt“. Dass der ganze „Spaß“ rund 130 Millionen Euro (plus x) kosten dürfte, wobei die Kostenträgerin/der Kostenträger natürlich „die treue deutsche Steuerzahlerin“ und „der treue deutsche Steuerzahler“ sind. Der gemeine Besucher muß indes mit Bannmeilen rechnen und sollte ja nicht kritisch auftreten. So etwas könnte durchaus hinter den Gardinen eines Landes enden, das gar nicht am Gipfel teilnehmen darf, nämlich Schweden.

Es wäre durchaus empfehlenswert, wenn er denn einen relaxten Hamburg-Aufenthalt genießen möchte, zu rufen: „Unsere Bundeskanzlerin, sie lebe hoch, hoch, hoch!“. Bitte nicht zu hoch, denn wer zu hoch hinaus will, kann sich leicht die Flügel verbrennen!“ Das sang immerhin schon vor Jahren unsere „aller Nicole“.

Also nur nicht anecken, zumindest drei Tage lang als „typisch deutscher Lemming“ auftreten, dann ist der Hamburg-Besuch gesichert.

Derweil dürfen die 20 Männlein oder Weiblein vor den Mikrofonen bzw. Kameras „Wasser predigen“ und ohne Mikrofone bzw. Kameras Wein, Sekt und Champagner trinken.

Da kommt ausgerechnet eine Pressemitteilung von Heike Hänsel (Fraktion DIE LINKE im Bundestag) wie gerufen:

„Die Warnung des Direktors des Welternährungsprogramms, David Baesley, vor einem Scheitern des UN-Ziels einer Welt ohne Hunger bis zum Jahr 2030 ist ein Armutszeugnis für Deutschland und die übrigen Industriestaaten. Zum Beginn des G20-Gipfels in Hamburg zeigt sich damit erneut, dass die westlichen Regierungen nicht nur bei der Bekämpfung des Hungers versagen, sondern das Problem durch neue Kriege, Krisen und Aufrüstung stetig verschärfen“, erklärt Heike Hänsel, stellvertretende Vorsitzende und entwicklungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE. Hänsel weiter:

„Die Große Koalition hat allein in den letzten Wochen neue Rüstungsprojekte im Wert von mehr als 13 Milliarden Euro beschlossen. Das ist mehr als das Dreifache des Betrags von vier Milliarden Euro, der notwendig wäre, um jetzt alle vom Tod bedrohten Menschen in den von Hunger betroffenen afrikanischen Ländern zu retten. Das ist eine zynische Politik. Angesichts dieser Zahlen muss die Bundesregierung ihre Hilfen von zuletzt 475 Millionen auf mindestens eine Milliarde Euro aufstocken.

Beim G20-Gipfel wird es vor allem um eine Stärkung der neoliberalen Weltordnung gehen. Dafür gehen die beteiligten Staaten über Leichen. Erst kürzlich hatte der EU-Gipfel in Brüssel den Aufbau einer Militär- und Verteidigungsunion beschlossen, die USA unter Donald Trump drängen auf eine Erhöhung der Militärausgaben. Die NATO-Staaten als dominierender Teil des G20-Gipfels sind der Motor dieser kapitalistischen und kriegerischen Politik, die immer weitere Länder destabilisiert und ins Chaos stürzt und dadurch Hungerkrisen auslöst, wie im Jemen, oder zusätzlich verschärft.

Die Folge ist eine Weltordnung, in der schon jetzt alle fünf Sekunden ein Kind verhungert und mehr als eine Milliarde Menschen nicht ausreichend ernährt sind und keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Deshalb muss die derzeitige Aufrüstungspolitik sofort gestoppt werden. Wir brauchen jetzt konzertierte Maßnahmen unter dem Dach der Vereinten Nationen zur Überwindung des Hungers bis zum Jahr 2030. Dazu gehören die weltweite Aufstockung der Humanitären Hilfe, die Ausrichtung der Handelsabkommen auf Ernährungssicherheit für die Bevölkerung im Süden, ein weltweites Verbot von Nahrungsmittelspekulation und Landgrabbing, sofortige Abrüstungsinitiativen und die Verstärkung der Klimaanpassungsmaßnahmen in vom Klimawandel gefährdeten Regionen Afrikas. Es darf angesichts der größten humanitären Katastrophe seit Gründung der UN kein Weiter so geben.“

…Tja, auf der Welt toben mehr als 40 Kriege und kriegerische Konflikte, sind fast 70 Millionen Menschen auf der Flucht, verhungern immer noch tagtäglich unzählige Menschen, aber wir lassen uns eine G 20-Party aufschwatzen.

Ach so. „Wir“ haben es ja, weil es „uns“ so gut geht!

(Bitte mal „wir“ und „uns“ definieren…)

Marko Michels

 

 


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