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Deutschland im freien Fall

Auf der Suche nach „Sündenböcken“ und „Stereotypen“

Heute ist der Tag der Befreiung vom „Nationalsozialismus“. Immerhin konnte man das 73 Jahre lang glauben. 60 Millionen Tote, schätzungsweise mehr als 50 Millionen Flüchtlinge und ein europäischer Kontinent, der – rechnet man die Vorkriegsphase zwischen 1935 und 1939 hinzu, mit dem spanischen Bürgerkrieg und den brutalen Diktaturen in Portugal/Spanien – von der Iberischen Halbinsel bis zum Ural, vom Nordkap bis Sizilien Tod, Zerstörungen und Verwüstungen apokalyptischen Ausmaßes aufwies.

Wie schon beim Dreißigjährigen Krieg 1618-1648, dessen Beginn sich am 23.Mai zum 400.Mal jährt, oder beim Ersten Weltkrieg 1914-1918, der unter anderem ein Ende der Monarchie auch in Deutschland mit sich brachte, spielten Gier, Größenwahn und Habsucht die entscheidenden Faktoren.

Deutschland immer voran

Deutsche Monarchen, Führer, Staatsratsvorsitzende oder sonstige „sich zu Höherem Berufene“ gingen dabei besonders skrupellos vor, wenn es darum ging, „finanzielle und materielle Bedürfnisse zu befriedigen“.

Nach 1945 lernte man nur geringfügig aus den Geschehnissen. Sowohl in Deutschland-West als auch in Deutschland-Ost blieben alte Nazis an den Schalthebeln der Macht, wobei das in Deutschland-West noch in einem extremeren Ausmaß der Fall war.

In Deutschland-Ost regierten Stalinisten, die eine „rote Diktatur“ errichteten. Am Ende scheiterten sie jedoch an ihrer Borniertheit, die jegliche Eigen-Initiative der „Untergebenen“ zerstörte. Wer aber jegliche Innovation zerstört, zerstört sich selbst. Insofern hatte der Honecker-Spruch „Vorwärts immer! Rückwärts nimmer!“ sogar eine richtige Bedeutung, weil das DDR-Regime politisch bzw. wirtschaftlich den Rückwärtsgang einlegte.

Nichts gelernt

Nun könnte man meinen, aus all den Widrigkeiten, Fehlern, ja Verbrechen der Vergangenheit hätten die Deutschen hinreichend gelernt – die politische bzw. wirtschaftliche Elite ebenso wie die allgemeine Bevölkerung. Für eine Minderheit mag das durchaus gelten. Aber für die Mehrheit?

Her mit den „Sündenböcken“ und „Stereotypen“

Es ist schon erstaunlich, wie plötzlich – als ob es Wilhelminismus, Nationalsozialismus, Stalinismus und Demokratismus (Eine Demokratie mit alten Nazi-Eliten in den 1950ern und 1960ern in Westdeutschland!) und deren Verbrechen bzw. Verwerfungen gegen die Menschlichkeit – wieder „Sündenböcke“ und „Stereotype“ geschaffen werden, die an Ungemach und Fehlentwicklungen schuld seien.

Befreiung vom Hartz IV-Empfänger?

Ausgerechnet am Vorabend des 8.Mai wurden im öffentlich-rechtlichen bzw. im privaten Fernsehen Sendungen gezeigt, die alles taten, nur drei Dinge nicht – sachlich zu informieren, aufzuklären und Lösungen aufzuzeigen.

Da nimmt ein steinreiches Fürstenpaar an einem „sozialen Experiment“ teil, das 30 Tage Leben vom Hartz IV-Grundbedarf beinhaltet. Was nun der Unsinn soll, erschließt sich dem neutralen Beobachter nicht. Weder ist so etwas wissenschaftlich noch fördert derlei „Clownerie“ Erkenntnisse. Da sollte man schon eher einen „Hartz IV“-Empfänger zum Fürsten für 30 Tage machen sollen. … Mal schauen, was der über seine Erfahrungen in dieser Zeit berichten würde.

Viele Fragen – auch zur „harten Arbeit“

Einerseits weiß der neutrale Beobachter gar nicht, wie die „Blaublüter“ zu ihrem Reichtum kamen… Auf deren Einlassungen – „durch harte Arbeit“ – sollte man nicht all zu viel geben! Wohin angeblich „harte Arbeit“ führt, kann man im Hinblick auf die Ergebnisse der deutschen Monarchie 1918 sehen oder aktuell beim „Berliner Flughafen“ oder VW.

Echte Arbeit leisten ohnehin diejenigen, die nur begrenzt am Wohlstand in Deutschland beteiligt sind – nicht erst seit gestern oder heute!

Andererseits wird nichts über die Einzelschicksale bekannt, die „Hartz IV“ erhalten. Hätte sich der Fürst darüber deutschlandweit einen Überblick verschafft, nicht nur in einem Stadtteil in der Domstadt Köln, dann hätte er wahrscheinlich tatsächlich die Chance bekommen, „sich vom Apfel der Erkenntnis zu nähren“.

Wo bleibt das Hinterfragen?

Es mag ja in der Tat SGB II-Empfängerinnen bzw. -Empfänger geben, die bezahlte oder unbezahlte Arbeit, ein Dienst am Gemeinwesen, aus geistiger bzw. körperlicher Unbeweglichkeit, sprich „Faulheit“, ablehnen, diese Leistungen erhalten. Was aber „laut Gesetz“ gar nicht möglich sein sollte, da ja das Prinzip „Fordern und Fördern“ gilt. Wer also gesund bzw. einsatzbereit ist, aber zumutbare Arbeit ablehnt, die klar definiert ist, sollte durchaus sanktioniert werden.

Was ist aber mit denen, die unverschuldet, etwa durch ärztliche Fehlbehandlungen, extreme Handicaps aufweisen? Was ist mit denen, die – als Folge politischer Widrigkeiten – Brüche im Lebensweg aufweisen, etwas, was in Deutschland nicht verziehen wird?

Das betrifft heute insbesondere damalige DDR-Jugendliche, die Opfer politischer Repressionen durch die DDR-Staatssicherheit wurden, die dann sogar nach der Wende noch als „Querulanten“ galten und selbst von westdeutschen „Arbeitgebern“ schief angesehen wurden. Ein Großteil dieser „Arbeitgeber“ wollte lieber den untertänigen SED-Genossen oder die untertänige Ost-CDU-Blockflöte als einen eigenständig und frei denkenden „Zoni“.

Der besagte „Zoni“ wird jedoch ausgegrenzt, ignoriert, muß sich – trotz Handicaps und trotz Brüchen im Lebensweg (und noch nicht im Renten-Alter) und letztendlich trotz hoher Qualifizierung bzw. ehrenamtlicher Engagements – mehr schlecht als recht durchs Leben durchschlagen. Und mitunter ist dieser auf SGB II angewiesen…

Was ist mit den politisch und religiös Verfolgten – nach Definition der Genfer Flüchtlingskonvention der Vereinten Nationen und nach Grundgesetz Artikel 16 a?

Diese leisteten Widerstand gegen blutrünstige Diktatoren, die ihre Völker brutal unterdrückten und militant nach außen auftraten. Nicht wenige von diesen Diktatoren wurden auch von Deutschland unterstützt.

Diese Widerständler mußten nun aus ihren Heimatländern flüchten, bekommen teilweise SGB II. Auch das Schmarotzer? Ohne solche Widerstandskämpfer wäre die Welt aber heute eine andere und manche deutsche Fürsten, Immobilien-Unternehmer und Politiker hätten nicht die prall gefüllten Konten. Alles Leute, die selbst nicht beitrugen, dass die Welt tatsächlich ein besserer Ort wurde und wird. Da nützen dann auch keine Spenden oder eine Unterstützung gemeinnütziger Vereine mit dem angeblich so hart erarbeiteten Vermögen. Den Großteil können diese ohnehin „von der Steuer absetzen“.

Grunderkenntnis über den ideellen Zustand Deutschlands

Wenigstens wissen „wir“ nach deren eingeschränkter Sichtweise, wer also die Verantwortung für die Misere in Deutschland trägt – faule und dumme SGB II-Empfänger.

Schlimm, dass man mit solchen Ansichten und Einlassungen  anno 2018 auch noch TV- und allgemeine Medien-Präsenz erhält. Ergänzt man dieses noch durch die zur Schau gestellte Selbstgefälligkeit und Egomanie der Protagonisten und berücksichtigt, dass diese ja ebenfalls Entscheidungsträger sind, dann weiß man, wohin die Reise gehen wird. Deutschland nun auch ideell im freien Fall…

Marko Michels

 

 

 


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