Vor 50 Jahren starb Dr. Konrad Adenauer
Der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland zwischen „Westbindung“ und deutscher Teilung
Vor 50 Jahren starb der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland: Dr. Konrad Adenauer, der von 1949 bis 1963 amtierte. Die „Westbindung“ der Bundesrepublik, der Beginn des europäischen Einigungsprozesses und das vermeintliche „Wirtschaftswunder“ kennzeichneten die Kanzler-Jahre von Adenauer.
Für die Christdemokraten und viele (West-)Deutsche ist er die politische Ikone, wie Willy Brandt für die Sozialdemokraten und ebenfalls viele Deutsche.
Neben Kohl, Brandt und Schmidt prägte Adenauer das „Gesicht“ des Nachkriegsdeutschlands. Er war ein Machtpolitiker, ein überzeugter Antikommunist bzw. Katholik und ein „Atlantiker“. Sein erster Gegenspieler, Dr. Kurt Schumacher, die charismatische Persönlichkeit der SPD, vertrat jedoch, anders als Adenauer, die deutschen Interessen gegenüber den Siegermächten des zweiten Weltkriegs entschiedener, deutlicher und nachhaltiger. Während Adenauer die Teilung Deutschlands in Kauf nahm, fand sich Kurt Schumacher damit nie ab.
Die Mehrheit der Westdeutschen unterstützte den Kurs Adenauers, man wollte Ruhe, Frieden und relativen Wohlstand und vergass dabei die Menschen zwischen Kap Arkona und Sächsischer Schweiz. Vergessen wurden allerdings nicht die alten Nazis und Nazi-Sympathisanten, die schnell wieder an die Schalthebel der Macht in Politik und Wirtschaft kamen.
War die „DDR“ das Land der Stalinisten und „kleinen Nazis“, so war die „BRD“ das Land, in dem man schnell trotz brauner Gesinnung politisch oder wirtschaftlich Karriere machen konnte. In den allgemeinen Verwaltungen, in der Justiz, in der Politik, in den Sportverbänden und in der Wirtschaft feierten die Alt-Nazis fröhliche Urständ. Weder die Adenauer-Republik noch die Ulbricht-Republik stellte sich aufrichtig der braunen Vergangenheit – ein Manko, das bis zum heutigen Tag nachhaltige Folgen hat. In der „DDR“ kamen die „rotlackierten Nazis“ (Zitat Dr. Kurt Schumacher) hinzu…
Der so genannte „Wohlstand“ und die „Westbindung“ wurden somit teuer erkauft.
Trotz allem: Adenauer verdient Respekt. Der Ausgleich mit Frankreich, sein diplomatisches Geschick gegenüber den USA bzw. der Sowjetunion und sein politischer Beitrag zur Stabilisierung der westdeutschen Teilrepublik schufen die Grundlage für den späteren deutsch-deutschen Einigungsprozess, der übrigens auch durch die Brandtsche Ostpolitik nie Realität geworden wäre.
Das beste Zitat von Adenauer ist wohl jenes: „Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.“
Tja, mit dem politisch-geistigen „Horizont“ einiger aktueller, führender Politiker in Deutschland ist es leider nicht weit her. Da könnte man fast schon etwas wie Sehnsucht nach dem „Alten aus Rhöndorf“ bekommen.
Marko Michels