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Olympisches Kalenderblatt: Vor 70 Jahren Olympia in London

Die ersten Spiele nach dem zweiten Weltkrieg

London – das ist die einzige Stadt, in der bislang drei Olympische Spiele stattfanden, so 1908 die IV. Olympischen Spiele der Neuzeit, 1948 die XIV. Olympischen Spiele der Neuzeit und 2012 die XXX. OLympischen Spiele der Neuzeit.

Ganz besondere Spiele 1948

Insbesondere die Spiele 1948 waren ganz besondere. Drei Jahre nach Ende des zweiten Weltkrieges  gab es Olympia in London – die Spiele zuvor, 1940 und 1944, mußten leider ausfallen. Der globale Krieg von 1939 bis 1945  ließ diese nicht zu und forderte rund 60 Millionen Opfer, darunter waren auch zahlreiche frühere Olympioniken…

Trotz der damaligen Notlage, den unermesslichen Kriegsfolgen und des beginnenden Kalten Krieges schafften es die Britinnen und Briten denkwürdige, herzliche und aufrichtige Spiele zu organisieren.

Deutsche Sportlerinnen und Sportler waren noch nicht wieder zugelassen und auch die UdSSR nahm nicht in London 1948 teil. Dennoch zählten die Spiele 1948 vom 29.Juli bis 14.August rund 4100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 59 Ländern.

Die Besten 1948: Zwischen Leichtathletik und Gewichtheben

Zu den erfolgreichsten Sportlern avancierten damals die Niederländerin Fanny Blankers-Koen, die viermal Gold in der Leichtathletik erkämpfte, und der Finne Veikko Huhtanen, der 3 x Gold, 1 x Silber, 1 x Bronze im Turnsport errang.

Trotz einer Fanny Blankers-Koen dominierten die Amerikanerinnen und Amerikaner in der Leichtathletik und holten zwölfmal Gold (insgesamt 27 Medaillen). Harrison Dillard war dabei der Sprint-König von London 1948 mit Gold über 100 Meter und über 4 x 100 Meter.

Im Gewichtheben lieferten sich die USA und Ägypten einen Zweikampf, der zugunsten der USA mit 4 x Gold (insgesamt 8 Medaillen) endete. Im Halbschwergewicht wurde ein gewisser Harold Sakata hinter Stanley Stanczyk Silbermedaillen-Gewinner – Sakata spielte im James-Bond-Streifen „Goldfinger“, 16 Jahre nach London, im Jahr 1964 den diabolischen Ganoven Oddjob, wurde also mehr als Schauspieler denn als Athlet weltberühmt!

Starke Boxer aus Südafrika und starke Ringer aus der Türkei

Im Boxen stellte Südafrika die beste Boxstaffel mit 2 x Gold und je 1 x Silber und Bronze. Das Schwergewicht gewann allerdings der Argentinier Rafael Iglesias.

Die besten Ringer 1948 kamen aus der Türkei (6 x Gold, insgesamt 11 Medaillen), die besten Schützen kamen aus der Schweiz und den USA mit je 1 x Gold und Silber sowie im Fechten „duellierten“ sich Frankreich und Ungarn um die Spitzen-Position, die nach Goldmedaillen 3:3 und nach der Anzahl der Medaillen 5:4 für Ungarn endete.

Schwedische Erfolgstradition im Modernen Fünfkampf

Schweden setzte die olympische Erfolgstradition im Modernen Fünfkampf fort (Gold durch William Grut) und im Reiten waren Franzosen und Mexikaner die erfolgreichsten mit 2 x Gold und zwei weiteren Medaillen. Frankreich war nicht nur „auf dem Rücken der Pferde“, sondern auch im Radsattel sehr imposant und erradelte `48 3 x Gold sowie 2 x Bronze. Aber: Der beste Rad-Sprinter kam aus Italien – Mario Ghalli hieß der 1948er Olympiasieger in dieser Disziplin.

Finnen im Turnen eine Klasse für sich

Beste Turn-Nation 1948 war Finnland mit 6 x Gold und 10 Medaillen. Die Schwimmerinnen und Schwimmer der USA entschieden den Medaillenspiegel im Schwimmbecken für sich (8 x Gold, insgesamt 15 Medaillen).

Maritime Sportarten mit erfolgreichen Briten und Amerikanern

In den maritimen Sportarten Kanu-Rennsport, Rudern und Segeln waren Großbritannien (Rudern/2 x Gold, 1 x Silber), Schweden (Kanu-Rennsport/4 x Gold, darunter 2 x Gold für Gert Fredriksson) und die USA (Segeln/mit2 x Gold, je 1 x Silber und Bronze) die Top-Nationen.

Die Wettbewerbe im Wasserspringen gestalteten sich zur USA-Meisterschaft mit internationaler Beteiligung, von 12 Medaillen gingen 10 an das USA-Team. Im Kunstspringen bzw. Turmspringen bei den Damen war Victoria Draves die Dominatorin.

Schweden – Olympiasieger im Fußball

In den Mannschaftsballsportarten triumphierten vor 64 Jahren Italien im Wasserball, Schweden im Fußball, Indien im Feld-Hockey und die USA im Basketball – damals nur Herren-Wettbewerbe…

Auch künstlerisch wurde in London 1948 um Medaillen gewetteifert, wobei die olympischen Goldmedaillen in den einzelnen Bereichen der Kunstwettbewerbe Finnland (2) und Österreich, Großbritannien, Frankreich, Schweden, Italien und Polen „erkämpften“.

London 1948 – Bedeutung

London 1948 bewies, dass die olympische Idee, der olympische Gedanke, ja das olympische Miteinander den mörderischen zweiten Weltkrieg überlebt hatte. Insofern verliehen die Spiele 1948 der olympischen Bewegung wieder neue Hoffnung und Vitalität.

Und es gab 1948, trotz aller kriegsbedingten Not und Widrigkeiten, tatsächlich noch eine familiäre Atmosphäre – unter den Sportlern wie Zuschauern!

Marko Michels


Anmerkung: Die nächsten Städte, die als Austragungsorte dreier Olympischer Spiele der Neuzeit dienten, werden Paris und Los Angeles sein. Paris war Olympiastadt 1900 bzw. 1924 und wird es 2024 wieder sein. Los Angeles ist hingegen nach 1932 bzw. 1984 dann 2028 erneut olympischer Gastgeber. mm


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