Mit Reifen, Keulen, Bändern und Bällen nach Tokyo 2020
Die Rhythmische Sportgymnastik und die WM 2017-2019
Reifen, Keulen, Bänder, Bälle… Wer denkt da, bei diesen Worten im Herbst, nicht sofort an „Winter-Reifen“, „Gänse-Keulen“ zu Weihnachten, Geschenke-Bänder für die Feiertags-Gaben oder an Silvester-Bälle…
Aber darum geht es nun gerade nicht. Im Spätherbst wird natürlich gern zurückgeschaut, so auch bei SN-NEWS. Bisher blickte SN-NEWS – wie auch MV-SPORT – dabei auf das Geschehen in einigen olympischen Sportarten seit 2017 zurück.
Jedoch: Auch die Sportgymnastinnen, die einen „besonderen Rhythmus“ aufweisen, sollen nicht „außen vor“ bleiben.
Der olympische Zyklus in der RSG 2016/2020
Im olympischen Zyklus 2016/20 gab es für diese drei Welt-Titelkämpfe: 2017 in Pesaro, 2018 in Sofia und 2019 in Baku. 26 WM-Titel wurden bei den drei Weltmeisterschaften vergeben – und die russischen Sportgymnastinnen waren im Hinblick auf die Medaillen-Erfolge dominierend. So gewannen die Russinnen 22 x Gold. Die restlichen vier Goldmedaillen teilten sich die Italienerinnen (zwei) und Bulgarien bzw. Japan (je eine).
Medaillen schafften bei den WM 2017-2019 auch Weissrussland, Israel und die Ukraine.
Die Welttitelkämpfe 2019 in Baku
Bei den Welttitelkämpfen 2019 in Baku (16.9.-22.9.) gewann Russland acht von neun möglichen WM-Titeln. Den begehrten WM-Titel im Einzel-Mehrkampf sicherte sich erwartungsgemäß die 21jährige Dina Averina, die zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Dina, das globale Geschehen in der Rhythmischen Sportgymnastik seit 2017 beherrscht. Seit 2017 erkämpfte Dina bei WM dreizehnmal Gold und bei den EM sechs Titel. Bei den World Games 2017 schaffte Dina einmal Gold und bei den Europaspielen 2019 drei erste Plätze.
Arina Averina errang bei den Welttitelkämpfen seit 2017 immerhin viermal Gold und bei EM sieben Titel. Dreimal Gold gab es für sie bei den World Games 2017.
Linoy Ashram seit 2017 ebenfalls beeindruckend
Eine starke Herausforderin für die beiden russischen Zwillinge ist die 20jährige Linoy Ashram, die bei den WM seit 2017 sechsmal Silber bzw. fünfmal Bronze erkämpfte. Dazu kommen noch bei den EM 2017 zweimal Bronze, bei den World Games 2017 einmal Silber bzw. einmal Bronze und bei den Europa-Spielen 2019 zweimal Gold bzw. zweimal Silber.
… Die deutschen Sportgymnastinnen belegten übrigens beim Gruppen-Mehrkampf in Baku immerhin Rang 15.
Blick in die Historie: Die deutschen Sportgymnastinnen
Rhythmische Sportgymnastinnen aus Deutschland spielten in der Vergangenheit bei WM und Olympia – insgesamt betrachtet – oftmals eine gute Rolle.
Deutsche Gymnastinnen mit 14 WM-Medaillen
So gab es „kompakt“ für Gymnastinnen aus Deutschland (DDR, Westdeutschland und vereint) bis 2015 insgesamt 5 x Gold, 6 x Silber, 3 x Bronze. Gold errangen dabei Carmen Rischer (3 x WM-Gold 1975 mit dem Band, mit dem Reifen, zusammen mit Mitsuru Hiraguchi, Japan, und im Mehrkampf) sowie Christiana Rosenberg (WM 1975 mit den Keulen und mit dem Ball).
Die ersten WM 1963 in Budapest
Vor 56 Jahren, im Jahr 1963 in Budapest, fanden die ersten Weltmeisterschaften in der RSG statt und 28 Gymnastinnen aus 10 Ländern nahmen an diesen Welttitelkämpfen teil. Für die DDR starteten in der ungarischen Metropole seinerzeit Renata Valkstein, Irene Binder und Ute Lehmann. Drei Entscheidungen wurden in Budapest ausgetragen und dreimal siegte die für die UdSSR startende Ukrainerin Ljudmilla Sawinkowa. Die Sowjetunion erkämpfte in Budapest`63 dreimal Gold, dreimal Silber, einmal Bronze. Bulgarien kam auf zweimal Bronze. Bereits vier Jahre später war dann eine deutsche WM-Teilnehmerin aus der DDR vorn mit dabei.
Die deutschen RSG-Erfolge bei WM
So wurde Ute Lehmann aus der DDR Vize-Weltmeisterin im Mehrkampf in Kopenhagen 1967. Carmen Rischer (Bundesrepublik) durfte dann in Madrid 1975 über WM-Gold im Mehrkampf jubeln, ihre Mannschaftskollegin Christiana Rosenberg über WM-Silber.
Zuvor, bei den zweiten WM 1965 in Prag, brillierte eine Tschechoslowakin, Hana Micechova, mit zweimal Gold und einmal Bronze.
In den WM-Einzelkonkurrenzen mit den verschiedenen Geräten errangen deutsche Gymnastinnen in der Folgezeit, nach 1965, weiteres Edelmetall, so Ute Lehmann 1967 Bronze mit dem Seil, wie erwähnt, Christiana Rosenberg 1975 Gold mit dem Ball und mit den Keulen und Silber mit dem Band bzw. Carmen Rischer 1975 Gold mit dem Band und mit dem Reifen (zusammen mit der Japanerin Mitsuru Hiraguchi), Silber mit dem Ball und mit den Keulen. (Anmerkung: 1975 nahmen die Länder des Ostblocks nicht an den WM im damaligen „Franco-Spanien“, in Madrid, teil.) Carmen Rischer holte dann – nach ihren großen WM-Erfolgen 1975 – noch eine WM-Silbermedaille 1977 in Basel.
Bianca Dittrich (DDR) wurde 18 Jahre später, 1985 in Valladolid, mit dem Ball WM-Dritte.
Eine zusätzliche Bronze-Medaille sicherten sich die DDR-Gymnastinnen auch im Gruppen-Finale 1973 in Rotterdam.
Deutsche Gymnastinnen und Olympia
Und auch bei olympischen Wettkämpfen in der Gymnastik leisteten deutsche Teilnehmerinnen zudem Herausragendes…
Vor 64 Jahren war dabei die Gruppengymnastik bei den Olympischen Spielen 1952 in Helsinki erstmals im olympischen Programm. Damals siegten die Schwedinnen vor den Russinnen und den Ungarinnen. Brigitte Kiesler, 1924 in Ludwigslust geboren, wurde seinerzeit mit der Bundesrepublik Fünfte im Turn-Mannschaftsmehrkampf und sogar Vierte in der Gruppengymnastik mit Handgeräten (auch mit Westdeutschland).
Und 32 Jahre später, bei den Spielen 1984 in Los Angeles, kam dann die Rhythmische Sportgymnastik endgültig in das olympische Programm – mit dem Einzel-Mehrkampf. Regina Weber (Bundesrepublik) erreichte bei der Olympia-Premiere der Einzel-Gymnastik/Mehrkampf eine hervorragende Bronze-Platzierung hinter der Kanadierin Lori Fung und der Rumänin Doina Staiculescu.
Jedoch: Auch die Spiele von 1984 waren – wie jene 1976 in Montreal und 1980 in Moskau – von einem Boykott zahlreicher Länder überschattet.
Die Ersatz-Wettkämpfe für die Gymnastinne der boykottierenden sozialistischen Länder fanden 1984 in Sofia statt und sahen Bulgarien als erfolgreichste Nation. Den Mehrkampf in der bulgarischen Hauptstadt gewann Diliana Gueorguieva aus Bulgarien.
Das alles ist aber „gymnastische Historie“. Aktuell „ruft“ Tokyo zu Olympia 2020 – mit den Entscheidungen im Einzel- bzw. Gruppen-Mehrkampf.
M.Michels