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IPC-Schwimm-WM im Rückspiegel

Elf WM-Medaillen im Gepäck, Rio im Kopf


Mit elf Medaillen im Gepäck ist die deutsche Mannschaft von den Schwimm-Weltmeisterschaften aus dem schottischen Glasgow zurückgekehrt. Angeführt von einer starken Daniela Schulte haben die Athletinnen und Athleten von Bundestrainerin Ute Schinkitz zweimal Gold, viermal Silber sowie fünfmal Bronze geholt und damit Rang 15 in der Nationenwertung belegt. Ganz vorne landeten Russland, die Ukraine und die USA.

Beckenschwimmen

Mit der Ausbeute und den Leistungen ihres Teams zeigte sich die Bundestrainerin zufrieden. „Es waren viele persönliche Bestzeiten und richtig gute Leistungen dabei, es ist aber freilich auch nicht alles aufgegangen, was wir uns gewünscht hatten.

Dennoch fällt das Fazit insgesamt gut aus“, resümiert Ute Schinkitz. Angesichts vieler Verletzungsprobleme im Vorfeld, Rücktritten von Medaillengaranten wie Kirsten Bruhn oder des beruflich bedingten Ausfalls von Elena Krawzow, Weltmeisterin von 2013, kann sich die Bilanz der deutschen Schwimmerinnen und Schwimmer sehen lassen. Immerhin gewannen aus dem zwölfköpfigen WM-Aufgebot sieben eine Medaille.

Dabei feierten drei Sportler sogar ihre WM-Premiere, insgesamt fünf sind 22 Jahre oder jünger. Ihnen gehört die Zukunft. Dass Emely Telle (18/Silber/PSC Berlin), Maike Naomi Schnittger (21/Bronze/SC Potsdam) und Denise Grahl (22/Bronze/Hanse SV Rostock) sogar den Sprung aufs Treppchen schafften, lässt hoffen. Auch Henriette Schöttner (17/USV Halle) und Hannes Schürmann (17/Bayer Leverkusen) erreichten einige neue persönliche Bestzeiten, Schürmann darüber hinaus das Finale über 400 Meter Freistil mit Platz sieben.

Nicht rundum zufrieden waren hingegen Torben Schmidtke (26/SC Potsdam) und Sebastian Iwanow (30/Bayer Leverkusen). Beide sammelten jeweils eine Bronzemedaille ein, haben damit zwar Edelmetall geholt, allerdings hätte es auch eine andere Farbe sein dürfen.

„Die ein oder andere Silbermedaille wäre sicher wünschenswert gewesen“, sagt Ute Schinkitz und fügt an: „Man hat wieder gesehen, dass im Sport einfach viele kleine Mosaiksteine passen müssen, um gegen die starke Konkurrenz im Weltmaßstab mithalten zu können.“

Besser als erwartet lief es dagegen für die „Gold-Mamas“ und Zimmerkolleginnen vom Berliner Schwimmteam, Daniela Schulte (33) und Verena Schott (26). Beide schafften es einmal auf dem Podest ganz nach oben, zudem sicherte sich Schulte noch dreimal Silber und Schott einmal Bronze. „Es war nicht zu erwarten, dass sich beide schon wieder so gut präsentieren. Sie haben gezeigt, dass mit ihnen auch mit Blick auf Rio zu rechnen ist“, betont die Bundestrainerin.

Für die Paralympics 2016 in Brasilien sicherte sich das deutsche Team durch die Resultate bei dieser Weltmeisterschaft bereits drei Startplätze. Möglichst viele weitere sollen folgen. Dies wird mit einem komplexen Punktesystem anhand der Weltranglistenplätze ermittelt. Gewissheit darüber herrscht Anfang Februar 2016.

Noch haben die deutschen Schwimmerinnen und Schwimmer also über ein halbes Jahr Zeit, um die Berechnung mit guten Leistungen positiv zu beeinflussen. Zwei wichtige Wettkämpfe stehen dafür zum Jahresabschluss im Dezember noch an. „Da wollen wir wieder angreifen“, sagt Ute Schinkitz, die ihrer Mannschaft nach der kräftezehrenden WM erst einmal eine Erholungspause verordnet. Mitte August geht es allerdings wieder mit dem Training los. Spätestens dann ist der volle Fokus auf Rio de Janeiro gerichtet. Nach der WM ist diesmal vor den Paralympics.

Kevin Müller
Pressereferent Leistungssport – Kommunikation & Events
Deutscher Behindertensportverband e.V. – National Paralympic Committee Germany
Klasse Leistungen – ein Kommentar

Klasse, was die Schwimmerinnen und Schwimmer mit Handicaps in Glasgow wieder vollbrachten. Ganz gleich, woher sie stammen. Das verdient Respekt, Achtung und Anerkennung. Denn: Gerade die sportlichen Leistungen der Athleten mit Handicaps sind um einiges höher zu bewerten als jene der Athleten ohne diese, denn die Paralympioniken müssen oftmals gegen eine Umwelt antreten, die sie mit Klischees konfrontiert, mit Unverständnis und Intoleranz. Was jedoch eigentlich weniger von Belang ist, das sind die Medaillen. Ist es nicht viel, viel bedeutungsvoller, wenn jemand den Kampf gegen sich selbst gewinnt, Freude am Sport hat und das Miteinander mit anderen, die ähnliches tun, genießt…

Dennoch schön, dass es für die Mecklenburgerin Denise Grahl und den Mecklenburger Torben Schmidtke zu Edelmetall reichte. Die Wahl-Greifswalderin Natalie Ball konnte ja bereits vor 11 Jahren, bei den Paralympics 2004 in Athen, für Furore sorgen. Nicht nur, weil sie vier Schwimm-Medaillen gewann, nein, sie begeisterte auch mit ihrem Auftreten neben dem Schwimmbecken. Marko Michels

Foto/Michels: Schwimmen ist „in“.


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