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Den Judosport im Blick

Zwischen „Europaspielen“ und WM

Die Judo-Wettbewerbe bei den ersten „Europaspielen“ in Baku, zugleich offizielle Europameisterschaften, waren eine der Erfolgssportarten in der aserbaidschanischen Hauptstadt aus deutscher Sicht.

Judo

Elf Medaillen, so viele wie keine andere Nation im Judo, erkämpften die deutschen Judoka in den 18 Entscheidungen. Einmal Gold, viermal Silber, sechsmal Bronze „schürften“ die deutschen Athletinnen und Athleten von der Tatami, wobei das Gold von Martyna Trajdos in der Klasse bis 63 Kilogramm der Erfolgshöhepunkt war. Als Lohn gab es nicht nur Gold – Martyna durfte auch die deutsche Fahnenträgerin bei der Abschlussfeier der „Europaspiele“ in Baku.

Neben dem deutschen Judo-Team waren auch Russland (dreimal Gold, einmal Silber, sechsmal Bronze), Frankreich (dreimal Gold, zweimal Silber, dreimal Bronze), Georgien (zweimal Gold, dreimal Silber, einmal Bronze), die Ukraine (einmal Gold, einmal Silber, viermal Bronze) und die Niederlande (dreimal Gold, zweimal Silber) sehr erfolgreich.
Das Gastgeber-Land Aserbaidschan sicherte sich im Judo einmal Gold, zweimal Silber, einmal Bronze.

Wie beliebt Judo bei den „Europaspielen“ in Baku war, beweist die Resonanz an den Wettkämpfen. Insgesamt 141 Frauen und 209 Herren nahmen an den Judo-Konkurrenzen teil. Athletinnen und Athleten aus 20 Ländern gewannen dabei Edelmetall. Elf Staaten jubelten über eine oder mehrere judosportliche Goldmedaillen.

Nach M-V ging ebenfalls eine judosportliche Medaille. Ramona Brussig vom PSV Schwerin, bereits zweifache Paralympics-Siegerin 2004 bzw. 2012 sowie Paralympics-Zweite 2008, holte sich Bronze in der Klasse bis 57 Kilogramm für Judoka mit visuellem Handicap.

Der Saison-Höhepunkt 2015 für die Judoka sind allerdings die Weltmeisterschaften vom 24.August bis 30.August in Astana – eine wichtige Standortbestimmung vor dem olympischen Turnier in einem Jahr in Rio.

Eine bekannte Schweriner Judoka, die 2013/14 extrem mit Verletzungen zu kämpfen hatte, ist Susi Zimmermann, die in Schwerin 1989 geboren wurde, Mitglied des JC 90 Frankfurt/Oder, dort den Nachwuchs trainiert und zudem als Landestrainerin am Olympiastützpunkt in Frankfurt/Oder aktiv ist.

Nachgefragt bei Susi

Susi über ihr Judo-Engagement „neben der Matte“

„Möchte die jungen Sportlerinnen und Sportler mit meiner Liebe zum Judo anstecken…“

Frage: Susi, die letzten beiden Jahre waren durch extreme Verletzungen bei Dir geprägt. Wie ist derzeit der gesundheitliche Stand? Wieder alles, zumindest annähernd, im „grünen Bereich“?

Susi Zimmermann: Ja, ich kann sagen, dass es mir gut geht. Nicht selbstverständlich nach den zahlreichen Operationen und Rückschlägen. An manchen Tagen denke ich sogar: „Ach komm Susi, greif noch mal an, du hast noch nicht alles gezeigt…“ – Aber dann siegt die Vernunft und sagt: „Wenn es vorbei ist, ist es vorbei.“.

Frage: Wie läuft es bei Dir hinsichtlich der Ausbildung als Erzieherin?

Susi Zimmermann: Meine Ausbildung zur Erzieherin habe ich unterbrochen. Meine neue Arbeit als Landestrainerin am Olympiastützpunkt Frankfurt (Oder) lässt mir keine Zeit, neben meinem Masterstudium auch noch meinen „Plan B“ zu verfolgen.

Frage: Bist Du auch nach wie vor als Trainerin für den Nachwuchs tätig?

Susi Zimmermann: Als Landestrainerin bin ich für die Altersklasse der Frauen unter 18 Jahren zuständig und als Vereinstrainerin für die Kinder ab 9 Jahren. Die Arbeit macht mir sehr viel Spaß und auch wenn es zeitlich manchmal eng wird, bin ich froh, dass ich meine Kleinen nicht abgeben musste.

Frage: Und Deine sportlichen Ziele ohne Judo…

Susi Zimmermann: Meine leistungssportliche Karriere musste ich aufgrund meiner zahlreichen Verletzungen ja aufgeben. Nun ist mein Platz neben der Matte und ich hoffe, dass ich meine Sportler mit meiner Liebe zum Judo anstecken kann. Zum Ausgleich gehe ich gerne laufen und befinde mich derzeit in der Vorbereitung auf meinen zweiten Marathon in Berlin.

Frage: Die „Europaspiele“ in Baku, gleichzeitig EM, waren sehr erfolgreich für die deutschen Judoka. Ende August folgen die WM in Astana im Judo. Wie beurteilst Du die aktuellen Erfolge der deutschen Judoka?

Susi Zimmermann: Es ist ein großartiges Ergebnis des deutschen Teams. Eine Werbung für die Sportart und vielleicht ein Grund für viele unserer jungen Athleten, sich im Training noch mehr zu engagieren, um auch einmal so erfolgreich zu werden.

Die teilnehmenden Judoka in Baku hatten alle sehr gute Weltranglisten-Platzierungen, ein Zeichen für ihre Stärke. Demnach ging es darum ihre Leistung abrufen zu können.

Sehr gut gelang das Martyna Trajdos. Bei der IJF-World Tour konnte sie sich bereits einmal Gold, viermal Silber und zehnmal Bronze erkämpfen.

Sie hatte bereits gegen alle TOP-Athleten in ihrer Gewichtsklasse bis 63 Kilogramm gewonnen. Es gelang ihr jedoch noch nie an einem Wettkampftag. … Dass ihr dieses Kunststück dann bei den Europaspielen gelang, war dann natürlich besonders erfreulich.

Der Europameistertitel und das Tragen der deutschen Flagge bei der Abschlußfeier war der verdiente Lohn. Bei den Europaspielen der Jugend European Youth Olympic Festival – durfte ich bei der Eröffnungsfeier die Fahne der deutschen Delegation ins Stadion tragen.

Das ist nun schon 10 Jahre her, aber ich erinnere mich immer wieder gerne an diese Zeit.

Dann vielen Dank, Susi, trotz allem weiterhin bestes Engagement für den Judo-Sport!

Marko Michels

Foto/Michels: Im paralympischen Judosport gehört die Schwerinerin Ramona Brussig (rechts im Bild) seit Jahren zur absoluten Weltspitze.


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