Vom „Gesichtsbuch“ mit der Bahn zum IOC
Einigkeit im maximalen Streben
Was haben Facebook, die Deutsche Bahn und das Internationale Olympische Komitee gemeinsam? Alle drei durften sich über monetäre Rekordgewinne freuen. Facebook konnte im Jahr 2017 einen Umsatz von rund 41 Milliarden Dollar verzeichnen. Die Deutsche Bahn jubelt über einen Umsatz von 42,7 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Und das IOC hatte einen perfekten Deal im letzten olympischen Zyklus mit den Winterspielen 2014 in Sotschi und den Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro. Die Übertragungsrechte für beide Spiele kosteten 3,35 Milliarden Euro.
Und: Was gibt es dafür?! Daten-Lecks beim „Gesichtsbuch“. Unpünktliche Züge auf den Schienen. Und Doping-Skandale im Spritzen-Sport.
Vom „Gesichtsbuch“…
Früher war eh alles besser. Da trug man die wichtigsten Erlebnisse und Begebenheiten handschriftlich in sein Tagebuch oder Poesiealbum, schloss es weg und teilte sein Leben nur den wirklich realen Freunden mit. Natürlich: Wenn ein Stasi, die Mutti oder ein enttäuschter Freund den Schlüssel für den Schrank mit Tagebuch/Poesiealbum fanden, war das der „Super Gau“. Einige können nämlich nicht richtig mit aufrichtigen Gedanken, die man nieder schreibt, nicht umgehen… War etwas wirklich wichtig, Termine für Veranstaltungen etwa, gab es daheim, in der Schule oder an der Uni das so genannte „Schwarze Brett“. „Gesichtsbuch“ ist also ein MIx aus Tagebuch, Poesiealbum und „Schwarzem Brett“ – frei zugänglich für alle. Nur eben digitalisiert und manchmal mit dem entsprechenden „Brett“ vor oder hinter dem Kopfe.
Und diese (ungewollte) freie Zugänglichkeit, die mangelnde Sicherheit der Daten ist nun das große Problem. Dabei ist das ja die Geschäftsidee. An sich ist „Facebook“ keine große Innovation – im Gegenteil. Sie animiert die Nutzer dazu, sich zu entblößen, um letztendlich das Profil von diesen zu erhalten. So ist es leichter, zielgerichtet, vermeintlich „coole“ Werbung angepasst an den jeweiligen Nutzer zu senden. Man kennt ja dessen Vorlieben, Hobbys, Wünsche und Bedürfnisse. Dass dabei die Werbung nicht immer als solche klar erkennbar ist, ist natürlich ebenfalls vom „Gesichtsbuch“ gewollt. Nur effiziente Werbung bringt ja „die Kohle“.
…über die Eisenbahn…
Apropos Kohle. Das waren noch tolle Zeiten, als die Dampf-Loks durch die Landschaft zischten. Es war so urig, so heimatlich und so traditionell… Zwar tat es der Umwelt nicht ganz so gut, aber auch die heutigen HighTech-Züge sind alles andere als „naturschonend“ – und wehe ein Ast fällt auf die HighTech-Leitung, schon steht die technische Errungenschaft auf den Schienen still. Gefährlich sind auch fünf Zentimeter Neu-Schnee, den es seltsamerweise immer während der Winter-Zeit geben kann. Dabei hatten doch die Grünen immer vom Klimawandel geredet, dass der Weihnachtsmann künftig mit dem Ruderboot und den Baywatch-Nixen die Geschenke bringen wird. Aber Pustekuchen… Der Rekord-Umsatz der „DB“ 2017 ist verdienter Lohn für eine anstrengende Arbeit, die erst noch erbracht werden muß. Also eine Investition in eine Zukunft, die angeblich „Deutsche Bahn“ heißt.
…zum IOC
Und dass das IOC unheimlich viel Geld braucht, um gestählte, schwitzende und attraktive Körper im Farbfernsehen zu präsentieren, versteht sich von selbst. Auf den knappen Höschen und BH`s, die hoffentlich eine üppige „OW“ beinhalten, lässt sich dann vortrefflich Werbung für die „IOC-eigenen“ Sponsoren platzieren. „Schau mir in die Augen, Kleines!“, war gestern. Heute soll man lieber die wesentlichen Körper-Partien in Augenschein nehmen. Früher klebte man Werbe-Plakate an schäbige Litfass-Säulen, heute klebt man Selbige, also die Werbung, nicht die Säulen, an knackige Popos. Und das kostet.
Insofern läßt sich resümieren, dass wir alle auf einem guten Weg sind. Mußten früher irgendwelche Geheimdienste in mühevoller Handarbeit Informationen über die Bürgerinnen bzw. Bürger eruieren, so geben die Betreffenden mittlerweile – ohne Aufforderung – diese ganz selbstverständlich an die Öffentlichkeit. Früher waren die Züge verschmutzt, heute kommen sie spät oder gar nicht. Dafür – zumindest manchmal – etwas sauberer. Zwar werden die sportlichen Leistungen immer besser, die Dopingkontrollen immer schärfer, aber irgendwie glaubt man nicht an die neue sportive Fairness. Im Grunde ist es auch egal. Sport ist eh Show. Und was zählt, ist der Unterhaltungswert, ob mit oder ohne Pillen.
Ach ja, die Pillen… Vielleicht möchte der neue Gesundheitsminister in Berlin, der in seiner kurzen Amtszeit schon „Wegweisendes“ von sich gab, auch die Pillen verbieten. Denn mal ehrlich: „Beischlaf“ sollte es nur in der Ehe geben. Und die ist heilig, mitunter auch ohne „Heiligenschein“…
Marko Michels