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Jede zweite herzkranke Frau leidet an Depressionen

Deutschlandweit einmaliges Projekt “FRAUENHERZ Telefon“ soll Abhilfe schaffen

Schwerin. Rund 700.000 Menschen werden pro Jahr laut dem Statistischen Bundesamt in Deutschland wegen Herzerkrankungen stationär im Krankenhaus behandelt. Herzkrank zu sein bedeutet für viele, nicht nur mit körperlichen, sondern auch mit seelischen Problemen umgehen zu müssen. Die Folge: Sehr viele Betroffene entwickeln im Verlauf ihrer Erkrankung eine Depression.

Während – laut KKH-Allianz Daten – jeder vierte Mann im Verlauf seiner Herzkrankheit eine Depression entwickelt, ist es bei den Frauen sogar fast jede Zweite. Dieser Trend wurde auch in einer aktuellen Befragung unter den weiblichen herzkranken Versicherten der KKH-Allianz bestätigt. „Zwei Drittel der befragten Frauen sind demnach oft müde und ohne Antrieb, jede Fünfte gab sogar an, sich hoffnungslos zu fühlen“, erläutert Dr. Elisabeth Siegmund-Schultze, Ärztin und Abteilungsleiterin Versorgungsmanagement bei der KKH-Allianz. Ganz oben auf der Wunschliste der Patientinnen standen laut der Befragung Informationen zum Umgang mit ihrer Erkrankung. Zudem äußerten viele Frauen den Wunsch nach Gesprächen mit Menschen, die in der gleichen Situation sind wie sie.

„Herzkranke Frauen berichten auf Nachfrage über durchschnittlich stärkere seelische Belastungen als Männer. Paradoxerweise wurden erst wenige speziell auf Frauen mit Herzkrankheit ausgerichtete Beratungs- und Therapieangebote entwickelt, und von den an den Bedürfnissen männlicher Patienten ausgerichteten Angeboten scheinen Frauen nach den Ergebnissen mehrerer Studien nicht zu profitieren“, sagt Prof. Dr. Christoph Herrmann-Lingen, Direktor der Abteilung Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Göttingen.

Aus diesem Grund startet die KKH-Allianz zusammen mit der Universitätsmedizin Göttingen das deutschlandweit einmalige Projekt “FRAUENHERZ Telefon – herzkranke Frauen ehrenamtlich im Einsatz gegen Depression“. Betroffene Frauen, die so genannten Begleiterinnen, sind für ihre Leidensgenossinnen am Telefon erreichbar, hören sich die Probleme der Anruferinnen an und geben Hilfestellungen, indem sie ihre eigenen Erfahrungen weitergeben. Das Besondere dabei: Die Frauen agieren rein ehrenamtlich. „Frauen benötigen noch weniger als Männer ‚technische’ Ratschläge zum Umgang mit der Herzerkrankung sondern sehr viel mehr verständnisvolles Zuhören, das Gefühl, dass sich jemand Zeit für sie nimmt. Daran mangelt es in der medizinischen Routine allzu oft. Mit dem Frauenherz-Telefon kann und soll keine

medizinische Behandlung oder Psychotherapie ersetzt werden. Aber wir erwarten aufgrund unserer Erfahrungen aus der Gruppentherapie, dass das Gespräch mit ebenfalls betroffenen Frauen eine wichtige zusätzliche Unterstützung sein kann“, so Prof. Herrmann-Lingen.

Das Frauenherz-Telefon startet in ganz Deutschland im Oktober 2010. Ab dann werden die Begleiterinnen zu festgelegten Zeiten für andere Frauen mit Herzkrankheit und möglicher Depression eine regelmäßige telefonische Beratung anbieten. Zudem haben die Begleiterinnen die Möglichkeit, sich von einer Diplom-Psychologin beraten zu lassen. Durch das Projekt sollen langfristig auch Kosten bei den Krankenkassen eingespart werden. Die Leistungsausgaben für herzkranke Versicherte, die zusätzlich an einer Depression leiden, betrugen bei der KKH-Allianz allein im Jahr 2008 über 22 Millionen Euro. Sie liegen damit um rund ein Drittel höher als die der Herzpatienten, die nicht von einer psychischen Belastung betroffen sind. Weitere Informationen zum Projekt sind ab Oktober auch im Internet unter www.kkh-allianz.de erhältlich.


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