Eishockey-WM 2018: Schweden mit elftem WM-Gold
Schweiz im Finale in Kopenhagen vor goldener WM-Sensation
Nun sind die 82.Eishockey-WM der Herren auch schon wieder Geschichte.
Sechzehn Mannschaften nahmen am Turnier der „Division I“ vom 4.Mai bis 20.Mai in Herning und in Kopenhagen teil und am Ende waren (fast nur) die üblichen „Verdächtigen“ auf die vorderen Plätze unter sich.
Die üblichen „Verdächtigen“ unter den besten Acht
Das Viertelfinale erreichten Tschechien, die USA, Kanada, Schweden, Finnland, Russland, erstmals bei einer WM seit 2009 wieder Lettland und zudem die Schweiz.
Zusammen brachten es diese Teams auf 79 WM-Titel – von 81 (einschließlich 2017) bisher vergebenen… Spannung, Dramatik und große Klasse gab es dabei bei den beiden Viertelfinal-Partien zwischen Nordamerika und Europa, zwischen Kanada bzw. Russland und zwischen den USA bzw. Tschechien.
Der bis dato 26fache Weltmeister Kanada bezwang den 27fachen Weltmeister Russland (mit SU) in einer turbulenten Partie mit 5:4 nach Verlängerung. Der zweifache Weltmeister USA setzte sich gegen den 12fachen Weltmeister Tschechien knapp mit 3:2 durch.
In den inner-europäischen Duellen Schweiz gegen Finnland bzw. Schweden gegen Lettland, gewannen die Eidgenossen mit 3:2 gegen die hoch favorisierten Finnen und Titelverteidiger Schweden mit dem gleichen Resultat gegen den Außenseiter Lettland. Für die Schweiz war es indes der größte Erfolg der letzten 20 Jahre bei einer WM – nach Rang vier 1998 und Sensations-Silber 2013.
Zweimal Europa und zweimal Nordamerika im Halbfinale
Damit lauteten die sportlichen Paarungen für das Halbfinale Kanada gegen die Schweiz bzw. die USA gegen Schweden. Und – die Europäer setzten sich durch. Die Schweden ließen den USA bei ihrem 6:0-Triumph nicht den Hauch einer Chance. Den Kanadiern reichte ihre spielerische Überlegenheit, die sich in 45 Torschüssen bei nur 17 der Eidgenossen ausdrückte, in Tore umzumünzen. So gewann die Schweiz knapp mit 3:2 gegen „die Ahornblätter“ und erreichten wie zuletzt 2013 das Finale. Und wieder hieß der Endspielgegner Schweden…
Im kleinen Finale um Bronze ließ sich im nordamerikanischen Duell Kanada auch von den USA überraschen und unterlag dem Nachbarn mit 1:4, wobei es sieben Minuten vor dem Spielende noch 1:1 gestanden hatte. Nach dem Führungstreffer der US-Amerikaner in der 54.Spielminute setzten die Kanadier jedoch alles auf eine Karte, nahmen den Goalie vom Spielfeld, um noch einen zusätzlichen Feld-Spieler einzusetzen, und kassierten in der 58.Minute und 59.Minute noch die Treffer drei und vier.
Bereits in der Vorrunde hatte Kanada gegen die USA mit 4:5 nach Penalty-Schießen verloren.
Für die USA bedeutete dieser Triumph im kleinen Finale die 19.WM-Medaille im Herren-Eishockey in ihrer Geschichte. Kanada verpasste hingegen die 50.WM-Medaille seit 1920…
Gold-Triumph für Schweden gegen die Schweiz
Und das Finale war dann eine extrem knappe „Kiste“ für Schweden, das wie schon 2013 beim damaligen WM-Finale in Göteborg (Ergebnis 5:1 für die „Tre Kronor“) die Schweiz bezwang. Schweden holte sich den 11.WM-Titel und die Schweiz „begnügte“ sich – wie schon 1935 bzw. 2013 – mit WM-Silber.
Aber: Die Schweiz brachten den vermeintlichen Top-Favoriten und WM-Titelverteidiger Schweden an den Rand einer Niederlage.
In der regulären Spielzeit gingen die Schweizer zweimal in Führung, wobei Schweden jeweils ausgleichen konnte: 2:2 hieß es nach 60 Minuten. In der Verlängerung hatten beide Teams ihre Siegeschancen, konnten aber keine weiteren Tore erzielen, so dass das Penalty-Schießen die Entscheidungen bringen mußte. Die Schweiz ging wieder mit 1:0 in Führung, aber am Ende war das Glück auf Seiten der Schweden.
Das Penalty-Schießen endete letztlich mit einem 2:1 für die Schweden. Die „Tre Kronor“ jubelten somit über ihren 11.WM-Titel.
Deutsches Team nicht zufrieden
Das deutsche Team, das nach dem olympischen Sensations-Silber im Februar 2018 einige personelle Sorgen hatte, erreichte das gesteckte Ziel Viertelfinale leider nicht. So gab es in den sieben Vorrunden-Begegnungen zwei unglückliche Penalty-Niederlagen gegen Dänemark (2:3) bzw. gegen Norwegen (4:5), drei relativ klare Niederlagen gegen die USA (0:3), gegen Lettland (1:3) bzw. gegen Kanada (0:3), einen deutlichen Sieg gegen Südkorea (6:1) – und einen überraschenden Erfolg gegen Finnland mit 3:2 nach Verlängerung. Dennoch zu wenig, um die Runde der besten acht Mannschaften zu erreichen…
Exkurs – Vor fast 100 Jahren: Die ersten Eishockey-WM 1920 – Kanada mit Gold
Bei den ersten Eishockey-WM, zugleich Olympia-Turnier, vor 96 Jahren – 1920 in Antwerpen – triumphierte noch das Mutterland des modernen Eishockeysportes, Kanada. Zwischen dem 24.April und 30.April 1920 nahmen sieben Länder (Kanada, die Tschechoslowakei, die USA, die Schweiz, Belgien und Frankreich).
Damals brillierten in der ersten Runde die Kanadier mit 15:0 gegen die Tschechoslowakei und die USA mit 29:0 gegen die Schweiz. Schweden spielte gegen Belgien 8:0.
Der Modus war seinerzeit „etwas“ gewöhnungsbedürftig, denn es gab nach den Halbfinals zwischen Kanada und den USA (2:0) bzw. Schweden gegen Frankreich (4:0) zwar ein offizielles „Finale“ zwischen Kanada und Schweden, das „die Ahornblätter“ mit 12:1 gewannen. Kanada war damit Olympiasieger, die Schweden jedoch nicht Zweiter…
Es gab noch zwei offizielle Begegnungen um Platz zwei zwischen den USA und Schweden (7:0 bzw. den USA und der Tschechoslowakei (16:0), womit die USA sie Silbermedaille erhielten.
Um die Bronze-Medaille wurden dann zwei Begegnungen angesetzt: Schweden gegen die Schweiz (4:0) und Schweden gegen die Tschechoslowakei (0:1). Damit schaffte die Tschechoslowakei Bronze.
Übrigens: Eigentlich sollten die ersten Eishockey-Weltmeisterschaften der Herren, zugleich Olympia-Turnier, bereits 1916 bei den Olympischen Spielen 1916 in Berlin ausgetragen werden. Allerdings verhinderte der Ausbruch des ersten Weltkrieges 1914, der bis 1918 andauerte, diese Spiele.
… Rekord-Weltmeister im Herren-Eishockey ist Russland (mit SU, 27 x Gold), vor Kanada (26 x Gold), Tschechien (mit CSR, 12 x Gold), Schweden (11 x Gold), den USA (2 x Gold), Finnland (2 x Gold), Großbritannien (einmal Gold) und der Slowakei (einmal Gold).
M.Michels