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Der Triathlon-Sport zwischen WM und M-V

Nachgefragt bei der Deutschen Triathlon-Union

Der Triathlon-Sport steht zurzeit im besonderen Fokus. Einerseit läuft seit März die Welt-Serie auf der olympischen Distanz. Dort dominierte bislang die Amerikanerin Gwen Jorgensen mit vier Einzel-Siegen bei den Frauen sowie die britischen Brüder Jonathan bzw. Alistair Brownlee mit bisher zwei Einzel-Triumphen bei den Herren. Das Finale der WM-Serie ist zwischen 15. und 20.September. Aber bereits drei Monate früher, am 28.Juni, steigt in der Landeshauptstadt ebenfalls ein ganz besonderer Triathlon-Wettkampf: Der 27.Schloss-Triathlon.

TriathlonSchwerin

Wie beurteilt nun Oliver Kubanek, Pressesprecher der Deutschen Triathlon-Union, das weltmeisterliche Triathlon-Geschehen 2015?

Nachgefragt

O.Kubanek zum Triathlon-Sport und über die Triathlon-Saison 2015

„Verbindet Spaß und Faszination…“

Frage: Sechs von zehn Stationen der WM-Serie 2015 sind bewältigt. Wie beurteilen Sie die bisherigen WM-Ergebnisse aus nationaler und internationaler Sicht?

Oliver Kubanek: Die bisherige WM-Saison ist aus Sicht der DTU eher unglücklich verlaufen. Die Ergebnisse sind insgesamt nicht so, wie sich die leistungssportlich Verantwortlichen und sicher auch die Triathlonfreunde in Deutschland das gewünscht haben.

Es gab einige gute Platzierungen, zum Beispiel durch Sophia Saller und Rebecca Robisch oder auch durch Justus Nieschlag bei den Herren. Allerdings fehlt die Konstanz, ganz vorne mitmischen zu können, speziell bei den Herren. Ein weiterer Lichtblick ist Juniorin Laura Lindemann, die in ihren ersten WM-Rennen im Elitebereich gleich die Plätze 13, 17 und 14 belegte. Das ist sehr stark.

Ganz vorne geben bei den Damen aktuell die Amerikanerinnen das Tempo an. Gwen Jorgensen ist in einer überragenden Verfassung. Ihre Landsfrauen Katie Zaferes und Sarah True stehen ihr nur wenig nach. Da gilt es, weiter zu arbeiten, die Schwächen zu minimieren und sich zu steigern.

Im Herrenbereich sind mehrere Athleten aktuell hervorragend in Form: die Brownlee-Brüder, Weltmeister Javier Gomez, Vize-Weltmeister Mario Mola und noch ein paar andere. Zu beobachten ist, dass die Intensität der Rennen weiter zunimmt. Die schnellen Schwimmer sorgen dafür, dass sich das Feld schnell auseinanderzieht und sich oft mehrere Radgruppen jagen. Dass die Felder geschlossen zum Laufen wechseln, ist nur noch selten der Fall.

Anja Dittmer

Frage: Hamburg gehört natürlich auch zur WM-Serie und wir am 18./19.Juli die Triathletinnen und Triathleten aus aller Welt begrüßen. Was zeichnet den Triathlon-Standort Hamburg aus Ihrer Sicht aus?

Oliver Kubanek: Hamburg zählt für die Athleten zu einem der besten WM-Rennen weltweit, auch für die ausländischen Athleten. Das Rennen findet komplett in der Innenstadt statt, die Binnen-Alster mündet auf den Rathaus-Markt und die Zuschauerzahlen sind so hoch wie bei keinem anderen Rennen der Serie. Unisono geben die Athleten Interviews, in denen das Wort „Gänsehaut“ eine wichtige Rolle einnimmt.

Frage: Wie ist Ihre Meinung zum Niveau beim deutschen Triathlon-Nachwuchs?

Oliver Kubanek: Da muss uns aktuell nicht bange sein. Juniorin Laura Lindemann hatte ich bereits erwähnt, sie ist die aktuelle Welt- und Europameisterin. Auch Sophia Saller ist erst 21 Jahre alt.

Auch Hanna Philippin und Justus Nieschlag sind noch U23-Athleten. Junior Lasse Lührs gehört in seiner Altersklasse zur absoluten Spitze. Dahinter formieren sich in der Jugend A und der Jugend B bereits weitere Talente, vor allem bei den jungen Damen. Lisa Tertsch ist so ein Beispiel, und auch Lena Meißner – übrigens aus dem Neubrandenburger Stützpunkt – die jüngst in einem Bundesliga-Rennen hervorragende Vierte wurde und dabei einige internationale Top-Leute hinter sich lassen konnte.

Nur etwas einmal so am Rande für die Region Mecklenburg-Vorpommern: Bei der Junioren-EM in Genf vom 9. bis 12. Juli ist neben Lena Meißner auch Charlotte Ahrens qualifiziert, die ebenfalls in Neubrandenburg trainiert.

Triathlon SN

Frage: Apropos M-V… Auch in M-V gibt es traditionsreiche Triathlon-Wettkämpfe, so auch in Schwerin, Rostock, Güstrow, Sternberg oder auf Rügen. Welchen Stellenwert haben derartige Wettbewerbe im deutschen Triathlon-Kalender?

Oliver Kubanek: Definitiv einen ganz großen Stellenwert. Der Leistungssport, über den wir bisher sprachen, ist ja nur ein Teil des Triathlonsports und bezogen auf die Athleten-Zahlen natürlich nur ein sehr kleiner.

Da Triathlon aber ein Sport für Jedermann und Jederfrau ist, sind gerade solche Events wie der Schweriner Schlosstriathlon wichtige Elemente.

Triathlon ist gesund, ein Sport in der Natur, kann nahezu von jedem ausgeführt werden und verbindet Spaß und Faszination. Dies so vielen Sportlern wie möglich zu ermöglichen, ist die DTU den vielen Vereinen und Veranstaltern, die sich in Deutschland um den Ausdauerdreikampf verdient machen, sehr dankbar.

Und solche Events wie der Schlosstriathlon werden zu einem wesentlichen Teil mit ehrenamtlicher Arbeit gestemmt. Also nochmals: Großes Lob und herzlichen Dank.

Und hier können wir die Klammer zum Leistungssport natürlich auch wieder schließen: Die allermeisten Top-Triathletinnen und –Triathleten sind genau bei solchen Events vom Triathlon-Virus befallen worden.

Vielen Dank und weiterhin bestes triathlon-sportliches Engagement!

Marko Michels

Fotos/Michels: 1,3 – Impressionen vom Schweriner Schloss-Triathlon. / 2 – Die Neubrandenburger Triathlon-Legende Anja Dittmer beim WM-Wettkampf in Hamburg 2007.


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