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Die WM 2015 im Gewichtheben im Blick

Deutsches Team mit zehn Athletinnen und Athleten

„Houston, wir haben ein Problem!“. Nein, dieses Mal geht es nicht um das dortige NASA-Kontrollzentrum für „Captain Kirk, Mister Spock & Co.“. Dieses Mal geht es um die starken Mädels und Jungs, die gern weltmeisterlich die Hanteln heben.

Seit dem 19.November sind diese nun in der viertgrößten Stadt der USA aktiv und schürfen mit vollem Einsatz in Texas nicht nach Öl, sondern Gold.

Deutschland im Zehner-Pack

Auch Deutschland schickte ein Team dorthin. Bei den Frauen wurden Julia Schwarzbach (Klasse bis 48 Kilogramm) sowie Mandy Treutlein (Klasse bis 69 Kilogramm) nominiert. Bei den Herren durften und dürfen aus deutscher Sicht Simon Brandhuber (Klasse bis 69 Kilogramm), Robert Joachim (Klasse bis 69 Kilogramm), Max Lang (Klasse bis 77 Kilogramm), Nico Müller (Klasse bis 77 Kilogramm), Ronny Behm (Klasse bis 105 Kilogramm), Jürgen Spiess (Klasse bis 105 Kilogramm), Alexej Prochorow (Klasse über 105 Kilogramm) und Almir Velagic (Klasse über 105 Kilogramm) ran.

Der gebürtige Stralsunder Robby Behm ist übrigens der Sohn von Andreas Behm (Stralsund), der in den 1980ern und Anfang der 1990er zahlreiche Siege und Medaillen-Gewinne bei WM, EM und Olympischen Spielen feierte.

Viel Zuspruch zur WM 2015

Insgesamt gingen und gehen bei den Welt-Titelkämpfen 609 Gewichtheberinnen und Gewichtheber aus 98 Nationen an den Start, was zeigt, wie beliebt das „Gewichte heben“ weltweit mittlerweile ist. Bei den ersten WM 1891 in London waren nur 7 Athleten aus 6 Ländern dabei und bei den ersten WM im Gewichtheben in Deutschland, 1905 in Berlin, wetteiferten 41 Gewichtheber aus 4 Ländern um Gold, Silber und Bronze.

Leichte und mittlere Gewichtsklassen: „Eine Beute“ der Asiatinnen und Asiaten

Lässt sich, bis dato, bereits ein (Zwischen-)Resümee ziehen?! Bislang wurden die Titelträgerinnen und Titelträger in elf der fünfzehn Entscheidungen ermittelt. Die schweren Damen (Klassen bis 75 Kilogramm und über 75 Kilogramm) und schweren Jungs (Klassen bis 105 Kilogramm und über 105 Kilogramm) folgen bis 29.November.

Ja, das läßt sich ziehen. Und um auf den Eingangssatz wieder einzugehen: In Houston hatten vor allem die Europäerinnen und Europäer ein Problem: Neun der elf Titel gingen an die asiatischen Sportlerinnen und Sportler. China führt im olympischen Zweikampf mit 5 x Gold, 3 x Silber vor Russland mit 1 x Gold, 2 x Silber, 2 x Bronze, Nordkorea mit 1 x Gold, 2 x Silber, 1 x Bronze, Kasachstan mit 1 x Gold, 2 x Silber, 1 x Bronze, Aserbaidschan mit 1 x Gold, 1 x Bronze, Taiwan mit 1 x Gold, 1 x Bronze und Weissrussland mit 1 x Gold.
Medaillen erkämpften 2015 bisher auch Vietnam, der Iran, Ägypten, Japan, die Philippinen und die Türkei. Aus „Europa“ (im weitesten Sinne) platzierten sich also nur Athletinnen und Athleten aus Russland, Weissrussland und der Türkei auf den Medaillen-Rängen – zumindest vor den vier Entscheidungen in den höchsten Gewichtsklassen.
In der leichtesten Gewichtsklasse bei den Frauen (bis 48 Kilogramm) siegte die Chinesin Jiang Huihua. Der stärkste Leichteste bei den Herren war der Nordkoreaner Om Yun-chol (Klasse bis 56 Kilogramm). Die bislang einzigen WM-Titel für Europa sicherten sich der Russe Artem Okulow (Klasse bis 85 Kilogramm) und der Weissrusse Vadzim Straltsou (Klasse bis 94 Kilogramm).

Hoffnung auf die schweren Mädels und Jungs

Die deutschen Gewichtheberinnen und Gewichtheber konnten hingegen in den Kampf um die Medaillen in den leichten und mittleren Gewichtsklassen überhaupt nicht eingreifen.
Vielleicht gelingt den Europäerinnen und Europäer – und auch den deutschen Teilnehmern – noch der eine oder andere Coup in den Gewichtsklassen jenseits der 100 Kilogramm (Herren) und 75 Kilogramm (Frauen)?!

Über die letzten Entscheidungen bei den WM im Gewichtheben wird nach dem 28.November informiert…

Bei den Olympischen Wettkämpfen 2016 in Rio de Janeiro sind aber die Gewichtheberinnen und Gewichtheber aus Asien, insbesondere aus China, die Top-Favoritinnen und -Favoriten.

Die WM im Gewichtheben 2014 und 2013 im Rückspiegel

Wie sah es aber bei den anderen beiden WM im olympischen Zyklus 2012-2016 aus, bei den Welttitelkämpfen in Wroclaw 2013 und in Almaty 2014?!

Die WM im Gewichtheben 2014 in Almaty

Im kasachischen Almaty, wo die WM im Gewichtheben zwischen 8.November und 16.November 2014 ausgetragen wurden, trafen sich aber 538 leistungsstarke und sehr motivierte Gewichtheberinnen und Gewichtheber aus 72 Nationen . Und in Almaty 2014 ging es, wie in Houston 2015, bereits um Quali-Punkte im Hinblick auf die olympischen Wettkämpfe in Rio 2016, was einen zusätzlichen Anreiz für eine gute WM-Platzierung bedeutete.

Extrem stark präsentierten sich in der kasachischen Metropole die Heberinnen und Heber aus China, die 4 x Gold, 2 x Silber, 5 x Bronze im olympischen Zweikampf erkämpften. Damit wurde das „Reich der Mitte“ 2014 wieder die erfolgreichste Gewichtheber-Nation vor Nordkorea mit 4 x Gold, 1 x Silber, 3 x Bronze, Kasachstan mit 3 x Gold, 2 x Silber, Russland mit 2 x Gold, 2 x Silber, 2 x Bronze, Iran mit 1 x Gold, 1 x Silber und Albanien mit 1 x Gold.

Asien klar dominierend

Insgesamt holten die Athletinnen und Athleten aus Asien fast drei Viertel aller WM-Medaillen (33 von 45) im Gewichtheben (olympischer Zweikampf) und 80 Prozent der WM-Titel (12 von 15). Für Europa blieben nur 10 Medaillen (davon 3 WM-Titel) und Afrika holte 2 Medaillen.

Bei Berücksichtigung aller WM-Ergebnisse 2014 – also Medaillen im olympischen Zweikampf sowie im Reißen und Stoßen – errang China ebenfalls die meisten Medaillen (32, darunter 9 x Gold) vor Nordkorea (21, darunter 12 x Gold) und Russland (18 Medaillen, darunter 7 x Gold). Das kleine Albanien schaffte 4 Medaillen (darunter 3 x Gold). Die deutschen Teilnehmerinnen und Teilnehmer gingen gänzlich leer aus…

Übrigens: Die leichteste stärkste Gewichtheberin 2014 im olympischen Zweikampf wurde Tan Yayun (China/Gewichtsklasse bis 48 Kilogramm)). Zur stärksten Gewichtheberin in der höchsten Gewichtsklasse bei den Frauen, in der Klasse über 75 Kilogramm, avancierte indes Tatjana Kaschirina (Russland).

Bei den Herren sah die Lage in den vergleichbaren Gewichtsklassen wie folgt aus: Om Yun-chol (Nordkorea) wurde der leichteste stärkste Gewichtheber 2014 (Gewichtsklasse bis 56 Kilogramm) und der Stärkste bei „den schweren Jungs“ 2014 ist Ruslan Albegow (Russland/Gewichtsklasse über 105 KIlogramm).

Und … Wer hob in Polen, in Wroclaw, 2013 die Gewichte am besten? Wer durfte jubeln? Wer sorgte in der traditionsreichen Sportart für die sportiven „Glanzlichter“?

Ein spannendes Duell um Platz eins im Medaillenspiegel des olympischen Zweikampfes (Gesamtwertung aus Reißen und Stoßen) lieferten sich in Wroclaw 2013 China und Russland, das Russland mit 6 x Gold, 3 x Silber, 3 x Bronze vor China mit 6 x Gold, 2 x Silber, 2 x Bronze für sich entschied. Dritter des „Rankings“ wurde Nordkorea mit 1 x Gold, 5 x Silber, vor Usbekistan mit 1 x Gold, 1 x Bronze und Taiwan mit 1 x Gold.

In den sieben Gewichtsklassen bei den Frauen gingen je dreimal Gold an China und Russland, einmal gewann eine Taiwanesin. Tan Yayun (China) triumphierte in der Gewichtsklasse bis 48 Kilogramm, Li Yajun in der Gewichtsklasse bis 53 Kilogramm, Kuo Hsing-chun (Taiwan) in der Gewichtsklasse bis 58 Kilogramm, Tima Turiea (Russland) in der Gewichtsklasse bis 63 Kilogramm, Xiang Yanmei in der Gewichtsklasse bis 69 Kilogramm, Olga Zubova in der Gewichtsklasse bis 75 Kilogramm und Tatiana Kashirina in der Gewichtsklasse über 75 Kilogramm.

Bei den Herren hieß der Zweikampf Asien gegen Russland. So siegte Om Yun-Chol (Nordkorea) in der Gewichtsklasse bis 56 Kilogramm, Chen Lijun (China) in der Gewichtsklasse bis 62 Kilogramm, Liao Hui (China) in der Gewichtsklasse bis 69 Kilogramm, Lu Xiaojun (China) in der Gewichtsklasse bis 77 Kilogramm, Apti Aukhadov (Russland) in der Gewichtsklasse bis 85 Kilogramm, Aleksandr Ivanov (Russland) in deer Gewichtsklasse bis 94 Kilogramm, Ruslan Nurudinov (Usbekistan) in der Gewichtsklasse bis 105 Kilogramm und Ruslan Albegov (Russland) in der Gewichtsklasse über 105 Kilogramm.

Insgesamt erkämpften Heberinnen und Heber aus 16 Ländern WM-Medaillen 2013 im olympischen Zweikampf, davon fünf Staaten eine oder mehrere Goldmedaillen.

Von den 45 Zweikampf-Medaillen 2013 gingen allein 26 Plaketten (davon 9 x Gold) an die Athletinnen und Athleten aus Asien. Europa begnügte sich mit 16 Medaillen (davon 6 x Gold für Russland). Der amerikanische Doppel-Kontinent holte drei Medaillen.
Russland (mit UdSSR) bleibt mit dem Triumph von Wroclaw weiterhin die erfolgreichste Nation im „ewigen Medaillenspiegel“ aller WM im Gewichtheben mit jetzt 379 Medaillen, davon 183 x Gold.

Deutschlands Heber 2013 nicht in Medaillen-Nähe

Aus deutscher Sicht kam leider kein Heber in Medaillen-Nähe – deutsche Heberinnen waren nicht dabei. Jakob Neufeld (Obrigheim/Gewichtsklasse bis 77 Kilogramm), Robert Joachim (Berlin/Gewichtsklasse bis 69 Kilogramm) und Michael Müller (Berlin/Gewichtsklasse bis 85 Kilogramm) wurden jeweils Elfter. Robert Oswald (Frankfurt/Oder) belegte Platz 12 in der Gewichtsklasse bis 94 Kilogramm.

Ja, Asien war auch bei den WM 2013 und 2014 dominierend. Und: Der Weg zu einer Olympia-Medaille 2016 führt nur über die Gewichtheberinnen und Gewichtheber von diesem Kontinent.

Darum: Nicht viel „snacken“, „Kopp in Nacken“ und produktiv bzw. aktiv sein, ob mit oder ohne Hanteln! Rio ruft…

Marko Michels

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Update – WM im Gewichtheben 2015 (29.11.2015)

China am erfolgreichsten

Nun können auch die Gewichtheberinnen und Gewichtheber ihre Hanteln erst einmal in die Ecke stellen. Pünktlich zum ersten Advent wurden die diesjährigen Weltmeisterschaften im Gewichtheben in Houston beendet.

Zum Abschluß mußten noch die Heberinnen und Heber ran, die etwas mehr auf die Waage bringen, dafür jedoch zumeist auch mehr Gewichte „zur Strecke bringen“.

Letzte Entscheidungen mit Erfolgen für Russland, China und Kasachstan

Das Duell Europa gegen Asien endete dabei in den höchsten Gewichtsklassen der Damen und Herren mit 2:2. Die Chinesin Kang Yue triumphierte in der Gewichtsklasse bis 75 Kilogramm und die Russin Tatjana Kaschirina war in der Gewichtsklasse über 75 Kilogramm die Beste. Bei den Herren jubelte der Kasache Alexander Zaichikow in der Gewichtsklasse bis 105 Kilogramm und „der Stärkste der Starken“ wurde Alexej Lowschew in der Gewichtsklasse über 105 Kilogramm.

Asien am stärksten

Ansonsten war jedoch der asiatische Kontinent bei den WM im Gewichtheben 2015 wieder einmal dominierend. In den fünfzehn Entscheidungen im olympischen Zweikampf avancierte China mit 6 x Gold, 4 x Silber zur Top-Nation vor Russland mit 3 x Gold, 3 x Silber, 3 x Bronze, Kasachstan mit 2 x Gold, 2 x Silber, 1 x Bronze, Nordkorea mit 1 x Gold, 3 x Silber, 2 x Bronze und Aserbaidschan mit 1 x Gold, 1 x Bronze.

Asien erkämpfte dabei 31 der 45 Medaillen im olympischen Zweikampf, gefolgt von Europa mit 13 Medaillen und Afrika mit einer Medaille (Bronze durch Mohamed Ihab aus Ägypten in der Gewichtsklasse bis 77 Kilogramm). Elf der fünfzehn WM-Titel gingen ebenfalls an asiatische Sportlerinnen und Sportler.

Europa mit nur viermal Gold

Für Europa gab es „goldene Momente“ nur durch Artem Okulow aus Russland (bis 85 Kilogramm), Vadzim Straltsou aus Weissrussland (bis 94 Kilogramm) sowie die bereits erwähnten Alexej Lowschew aus Russland (über 105 Kilogramm) und Tatjana Kaschirina aus Russland (über 75 Kilogramm).

Deutsches Team ohne Medaille

Die deutschen Athletinnen und Athleten konnten leider nicht in die Medaillen-Entscheidungen eingreifen. Der gebürtige Stralsunder Robby Behm wurde Sechzehnter in der Gewichtsklasse bis 105 Kilogramm mit der Leistungen von 375 Kilogramm im olympischen Zweikampf (persönliche Bestleistung).

Insgesamt nahmen 609 Gewichtheberinnen und Gewichtheber aus 98 Nationen an den WM 2015 in Houston teil. Für 16 Länder gab es Medaillen, für sieben davon mindestens eine oder mehrere Goldmedaillen im olympischen Zweikampf.

Mal schauen, wie es in rund acht Monaten in Rio aussehen wird…

… Im Sport gibt es ja immer wieder Überraschungen. Die „traditionellen und ewigen“ Siegerinnen und Sieger sind ja nicht unschlagbar. Das beste Beispiel lieferte dafür der Brite Tyson Fury im aktuellen WM-Profi-Kampf im Schwergewicht gegen den seit 2004 unbezwungenen Wladimir Klitschko. In Düsseldorf setzte sich der Brite einstimmig nach Punkten gegen den Ukrainer durch und sicherte sich damit die WM-Gürtel nach Version der WBA, IBF und WBO. Im Sport gibt es eben immer wieder Sensationen… Im Boxen, im Gewichtheben und „anderswo“.

Marko Michels


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