Zu Gast in M-V: Die Musikerin und Autorin Katja Werker
Nachgefragt bei der Künstlerin aus dem „Ruhrpott“
Am 23.Mai stieg das Finale des 60.Eurovision Song Contests in Wien. Während sich Mans Zalmerlöw (Schweden/Song „Heroes“) vor Polina Gagarina (Russland/Song „A Amillion Voices“), Il Volo (Italien/Song „Grand amore“), Loic Nottet (Belgien/Song „Rhythm Inside“) und Gaststarter Guy Sebastian (Australien/Song „Tonight Again“) durchsetzte, gab es für den deutschen Auftritt (Ann Sophie / Song: „Black Smoke“) nur Null Pinkte und Rang 27 im Finale.
Platz eins also für die „Tre Kronor“, dessen Beitrag allerdings mehr durch die Bühnen-Show als durch das musikalische Niveau bestach.
Diejenigen, die wirklich singen konnten und etwas künstlerisch zu sagen hatten, wurde hingegen „nur“ Achte: Morland und Debrah Scarlett (Norwegen/Song: „A Monster Like Me“).
Im Blickfeld: Katja Werker
Eine, die ebenfalls wirklich singen kann, ihre Songs mit viel Herz, Geist sowie Anmut schreibt bzw. präsentiert, ist ebenfalls Katja Werker (Essen), die am 29.Mai in der Schweriner Lokalität „Angler II“ auftreten wird.
SN-News fragte einmal bei der Sängerin nach…
K.Werker zum ESC 2015, über die Highlights ihrer Karriere, über das Meistern von Rückschlägen, ihre Auffassungen zur Musik und den allgemeinen Musikbetrieb
„Rückschläge gehören einfach dazu…“
Frage: Erst einmal noch nachträglich herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Geburtstage sind ja auch immer wichtige Zäsuren zum Zurückblicken und zum Nach Vorn-Schauen… Was war für Sie der bislang größte Highlight Ihrer Karriere? Was ist für 2015 im Blick?
Katja Werker: Danke für die Glückwünsche! Was den größten Höhepunkt betrifft… Oh, das kann man so eigentlich nicht sagen, denn jeder Lebensabschnitt hat ja seine Highlights bzw. Besonderheiten. Dinge, die einem vor 15 Jahren noch besonders großartig erschienen sind, sieht man heute in einem ganz anderen Licht.
Aber… Highlights waren zwei Konzerte von mir in ganz kleinem Rahmen, bei denen einfach alles passte – die Stimmung war einfach überirdisch toll. Konzerte im Ruhrgebiet – daher komme ich ja – sind ohnehin immer etwas ganz Einzigartiges für mich, schon allein wegen „des Heimvorteils“.
Dann lief neulich ein Titel von mir bei „Marie Brand“ als Hintergrund-Musik im ZDF – ohne dass ich davon wusste… Das dazugehörige Album stieg wieder in die Top 20 der Album-Charts ein. Das war schon auch ein Highlight, insbesondere weil es sich um ein 15 Jahre altes Album handelte!
Und nicht zuletzt die Produktion meines aktuellen Albums „Blackbox“, in den „Real World Studios“, war etwas ganz Bedeutsames…
Gern erinnere ich mich zudem an einen Auftritt in Flensburg Anfang des Jahres, bei dem ich von einer großen Band begleitet wurde. Das ist für mich nach wie vor ein grandioses Erlebnis!
Frage: Gerade fand der 60.Eurovision Song Contest statt. Hatten Sie dafür „ein Auge oder ein Ohr“? Wenn ja, wer überzeugte Sie persönlich? Wie beurteilen Sie den Stellenwert dieses Wettbewerbes?
Katja Werker: Ich hatte an dem Abend einen Auftritt als geheimer Gast einer Hochzeit in Chemnitz und verfolgte nach meinem Konzert nur noch die Punktevergabe im Hotelzimmer-TV mit. Mir persönlich sagt die Musik, die dort präsentiert wurde, gar nichts, obwohl der ESC ja auch irgendwie für mich zum Kulturgut dazugehört.
Ich bin damit in einer Zeit groß geworden, in der der „Eurovision Song Contest“ noch eine wirkliche Größe im Show-Geschäft war. Man denke nur an ABBA 1974, etc. … Aber für mich hört sich aktuell alles sehr gleich und „gemacht“ an.
Ich mag eher eigene, authentische Musik, bei der man hört, dass die Künstler auch noch etwas mitzuentscheiden hatten. Mir ist die ganze Darbietung des heutigen ESC auch zu pompös, zu künstlich. Ich mag eher die schlichteren, künstlerischen Sachen.
Frage: Für die deutsche Vertreterin gab es Null Punkte und den 27.Platz… Sicherlich eine Enttäuschung und nicht zuletzt auch unverdient, weil der Beitrag durchaus Potenzial hat. Gab es für Sie persönlich auch schon einen derartig herben Rückschlag?
Katja Werker: Ja, natürlich habe ich auch schon herbe Rückschläge erlebt. Jeder Musiker hat das. Es geht darum, diese zu überwinden, daraus zu lernen und stärker zu werden. Rückschläge gehören einfach dazu. Jeder tolle Schauspieler hat ja ebenfalls ein paar lausige Filme im Repertoire, bei denen er mitgespielt hat.
Frage: Sie sind ohnehin eine authentische Künstlerin, die nicht mit dem Strom schwimmt… Wie ist Ihre Meinung zum heutigen Musikbetrieb – alles nur Geschäft oder gibt es auch Ausnahmen?
Katja Werker: Generell stört mich dieser ewige Konkurrenz-Gedanke, der überall vorherrscht. Wettbewerbe, „Challenges“, Jurys, Punkte-Vergabe, als ob es im Leben und in der Musik nur darum geht, den Mitbewerber auszustechen – im Grunde stachelt das doch nur ungesundes Konkurrenz-Denken und Rivalitäten an.
Ich denke, unsere Gesellschaft ist längst an einem Punkt angekommen, an dem sie sieht, dass es so auf Dauer nicht weiter gehen kann. Von daher finde ich diese ganzen Wettbewerbe längst überholt und überflüssig. Es sollte um etwas anderes bei einer „Unterhaltungsshow“ gehen, als um das, was gegenwärtig präsentiert wird.
Fernab des „Gängigen“ gibt es Unmengen von großartigen Leuten, die ihre Musik ganz authentisch zum Beispiel über das Internet zugänglich machen. Das hat sich zu einer Parallelwelt im Hinblick auf den TV-Mainstream entwickelt – und auch ich nutze die Möglichkeiten des Internets, wo ich nur kann. Da gibt es ganz tolle Bands zu entdecken, die auf sehr hohem Niveau ganz eigenständig ihre Musik darbieten.
Vielen Dank, weiterhin alles erdenklich Gute für Sie und ein unvergessliches Konzert am 29.Mai in Schwerin!
Marko Michels
Foto/Michels: Nach Schwerin zieht es die Musikerin Katja Werker am 29.Mai…