Vor 120 Jahren erste EM im Gewichtheben mit bayrischem Erfolg
Die EM 2016 in Forde auch mit Olympia-Qualifikation
Die 95.Europameisterschaften im Gewichtheben haben inzwischen längst begonnen. Seit dem 10.April und noch bis zum 16.April wetteifern im norwegischen Forde die stärksten Athletinnen und Athleten des „alten Kontinents“ um Titel, Medaillen und Olympia-Plätze.
Erfolge für die Türkei, Italien und Rumänien
Bei den ersten drei Entscheidungen im Zweikampf setzten sich Sibel Özkan (Türkei, Frauen, Gewichtsklasse bis 48 Kilogramm), Mirco Scarantino (Italien, Herren, Gewichtsklasse bis 56 Kilogramm) und Christina Iovu (Rumänien, Frauen, Gewichtsklasse bis 53 Kilogramm) durch.
Für die Vize-Europameisterin von 2015 in Tiflis, Julia Schwarzbach, blieb aus deutscher Sicht in der Gewichtsklasse bis 53 Kilogramm „nur“ der siebente Rang mit bewältigten 181 Kilogramm im Zweikampf (EM-Leistung 2015: 186 Kilogramm, wäre 2016 der fünfte Platz gewesen).
EM unter keinem „guten Stern“
Die EM im Gewichtheben stehen nach den Doping-Enthüllungen bei bzw. nach den WM 2015 in Houston ohnehin unter keinem „guten Stern“. Zudem findet ein vorolympischer Test-Wettkampf im Gewichtheben in Rio parallel zu den diesjährigen EM statt. Und aus M-V-Blickwinkel fehlt verletzungsbedingt der gebürtige Stralsund Robby Behm (jetzt Chemnitz), Sohn von Andreas Behm (Stralsund), der unter anderem vor 30 Jahren Europameister 1986 in Chemnitz wurde.
Blick zurück
Die ersten offiziellen Europameisterschaften im Gewichtheben wurden übrigens vor genau 120 Jahren, 1896 in Rotterdam, ausgetragen. Damals stand nur eine Entscheidung auf dem Programm, in der Gewichtsklasse ohne Limit. Der starke Bayer Hans Beck setzte sich damals durch. Erst 92 Jahre später, 1988 in San Marino, durften auch die Frauen an die europameisterlichen Hanteln. Die erste Europameisterin im Gewichtheben kam seinerzeit aus Italien – Roberta Sforza in der Gewichtsklasse bis 44 Kilogramm.
Vor einem Jahr – die EM 2015 in Tiflis
Vor Jahresfrist, bei den EM 2015 in Tiflis, sahen die Kräfteverhältnisse noch folgendermaßen aus:
In den leichteren Gewichtsklassen bei den Damen überzeugten insbesondere die ukrainischen Athletinnen, die im Zweikampf Gold durch Julia Paratova (Gewichtsklasse bis 53 Kilogramm) und Julia Kalina (Gewichtsklasse bis 63 Kilogramm) erkämpften.
Bei den ganz leichten Frauen, Gewichtsklasse bis 48 Kilogramm, setzte sich die Türkin Sibel Özkan durch und in der Gewichtsklasse bis 58 Kilogramm wurde Boyanka Kostova aus Aserbaidschan die Beste. Mehr als erfreuliche sportliche Akzente setzte aus deutscher Sicht Julia Schwarzbach, die im Zweikampf (Gewichtsklasse bis 53 Kilogramm) Silber errang, dazu jeweils Bronze im Reißen und Stoßen.
„Buntes Bild“ auch bei den Herren
Bei den leichteren Herren kamen die Sieger aus vier verschiedenen Ländern: Oleg Sirghi (Moldawien) wurde EM-Champion in der Gewichtsklasse bis 56 Kilogramm, Valentin Hristov (Aserbaidschan) in der Gewichtsklasse bis 62 Kilogramm, Daniyar Ismayilov (Türkei) in der Gewichtsklasse bis 69 Kilogramm und Tigran Gevorg Martirosjan (Armenien) in der Gewichtsklasse bis 77 Kilogramm.
In den höheren Gewichtsklassen sah dann folgend „das sportliche Bild“ folgendermaßen aus: Der Franzose Bejamin Hennequin erkämpfte Gold in der Klasse bis 85 Kilogramm, Aurimas Didzbalis (Litauen) in der Klassebis 94 Kilogramm, Bartlomiej Bonk (Polen) in der Klasse bis 105 Kilogramm und Oleg Proschak (Ukraine) in der Klasse über 105 Kilogramm.
In den höheren Klassen bei den Frauen setzten sich Dzina Sazanavets (Litauen, Klasse bis 69 Kilogramm), Lidia Valentin (Spanien, Klasse bis 75 Kilogramm) und Tatjana Kaschirina (Russland, Klasse über 75 Kilogramm) durch.
Bilanzen der 2015er EM
Zwar waren die Russinnen und Russen bei den EM 2015 alles andere als dominierend – der Titel von Tatjana Kaschirina war der einzige Titel für „Team Russia“ im Zweikampf – aber das Niveau wurde insgesamt doch von den Athletinnen und Athleten der ehemaligen UdSSR bestimmt. Von 45 Medaillen im olympischen Zweikampf gingen 26 Plaketten an ehemalige Sowjetrepubliken, darunter zehn der insgesamt möglichen 15 EM-Titel.
Im gesamten Medaillen-Ranking der Wertungen „Olympischer Zweikampf“, „Reißen“ und „Stoßen“ ergibt sich hingegen folgende Positionierung: Russland schaffte die meisten Medaillen (24, darunter 4 x Gold), aber die Türkei (insgesamt 14 Medaillen, darunter 6 x Gold) und die Ukraine (12 Medaillen, darunter 8 x Gold) erreichten in Tiflis mehr Edelmetall.
Ukraine im „Zweikampf“ die Nummer eins
Aber zurück zum „Olympischen Zweikampf“… Hier avancierte die Ukraine mit 3 x Gold, 1 x Silber zur erfolgreichsten Nation vor der Türkei mit 2 x Gold, 2 x Silber, 1 x Bronze, Aserbaidschan mit 2 x Gold, 1 x Bronze, Russland mit 1 x Gold, 5 x Silber, 1 x Bronze und Moldawien mit 1 x Gold, 2 x Silber.
M-V und das Gewichtheben
Zwar waren keine Athletinnen und Athleten aus dem deutschen Nordosten am Start in Tiflis, aber auch aus M-V kamen schon einige national wie international erfolgreiche Gewichtheber, neben Andreas Behm auch Helmut Losch. Helmut Losch, 1947 in Barth geboren und 1963 mit dem Gewichtheben in Stralsund beginnend, war bereits 1971 WM-Erster im Stoßen. Bei Olympia 1972 in München wurde er Vierter. Seinen größten Erfolg, 1972/73 auch Vize-Europameister, feierte er bei Olympia 1976 in Montreal: Losch holte dort Bronze.
Jürgen Heuser, ebenfalls BSG Motor Stralsund, 1953 in Barth, wie Losch, geboren, feierte seinen größten Triumph in Moskau 1980. Dort erkämpfte er die olympische Silbermedaille. 1974 war er bereits WM-Dritter, 1975 WM-Vierter und 1978 gar Zweikampf-Weltmeister.
Bis zum 16.April 2016 werden nun jedoch aktuell 15 Europameisterinnen und Europameister bei den 95.EM im Gewichtheben gekürt.
Weitere Informationen zu den 95.Europameisterschaften im Gewichtheben unter www.ewcforde2016.no.
Marko Michels