Popstars – Und täglich grüßt das Murmeltier
Immer gleiche Plattitüden, naiv optimistisches Geschwafel und von der Casting-Maschinerie verblendete Jugendliche
Warum sollte es diesmal auch anders sein. Das stets gleichen Nachgeäffe von erfolgreichen Fernsehshows ist ebenso im Casting-Geschäft anzutreffen. Und sollte man meinen irgendwann einmal ist Schluss damit, hat man weit gefehlt. Neben DSDS, Das Supertalent und sogar neuerdings X-Faktor – alles innerhalb einer Saison – hat nun auch Popstars seinen 9. Auftritt im deutschen Fernsehen. In der zweiten Folge von „Popstars-Girls forever“ am 26. August 2010 werden in Offenbach weitere Talenten gesucht. Oder doch nur Gesichter, die bisher noch nicht im Fernsehen zu sehen waren. Bei zehntausenden Casting-Teilnehmern jährlich ist es leicht zu vermuten, dass es nicht um Gesangstalente und Individuen geht als um unverbrauchte Massenwahre.
Und so hört man Detlef D! Soost wieder einmal sagen: „Mein Ziel ist es, dass die neue Girlband, die aus dieser Staffel entsteht, neue Meilensteine setzt. Das was Jemand mitbringen muss, der sich beim Casting vor uns Jury behaupten will, ist Ehrgeiz, Ausstrahlung, eine Portion Selbstbewusstsein und Talent im Gesang und der Performance.“ Wenn das nicht Schönfärberei und floskelhaftes Gequake ist.
Leid tun einem manchmal die jungen Menschen, die vollkommen verblendet von kurzzeitigem Ruhm vergessen, dass solch ein Format allenfalls ein Sprungbrett zum nächsten Artikel der Boulevard-Blätter darstellt. Da ist zum Beispiel Sarah aus Ahlen, die hoch optimistisch verlautbart: „Ich will beweisen, dass dickere Mädchen Power haben.“ Nur hat ihr bisher wohl nie jemand erzählt, dass Stimmgewalt und Körperfülle nicht von einander abhängen. Lediglich die Casting-Shows stehen durchgehend für einen bereits vorher festgelegten Typ Mensch. Und Erfolg ist doch nur den Machern einer solchen Sendung vorbehalten. Eine der wenigen Ausnahmen ist sicherlich die Girlband Monrose, doch sollten sich die Kandidaten nichts vormachen: ihre Chancen zu ähnlichem Ruhm sind bei weitem kleiner als die zu umfangreichem Spott.
Patrick Dettmann
Foto: © ProSieben/Frank Hempel
