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„Medien in Deutschland: Integrationshemmnis oder Chance?“

80 Journalisten, Politiker und Medienwissenschaftler kamen am 19. Juni in den Räumen des Bundespresseamtes in Berlin zur Fachkonferenz „Medien in Deutschland: Integrationshemmnis oder Chance?“ zusammen, um auf Einladung des Bundesministeriums des Innern über die Rolle und Verantwortung der Medien im Integrationsprozess in Deutschland zu diskutieren.

Bei allen Meinungsverschiedenheiten waren sich die Teilnehmer darin einig, dass die Medien im Prozess der Integration eine bedeutende und zentrale Rolle spielen. Sie prägten im Rahmen unabhängiger und kritischer Berichterstattung und in ihren Unterhaltungsangeboten Bilder von den verschiedenen ethnischen und kulturellen Bevölkerungsgruppen wesentlich mit.

Daher wurde seitens der Teilnehmer auch bemängelt, dass die Medien in Deutschland bislang ein nur unvollständiges Bild der Migrantinnen und Migranten und ihrer Bedeutung im wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Leben unseres Landes zeichnen würden.

Stattdessen werde über Migrantinnen und Migranten überwiegend in Problemzusammenhängen berichtet, frei nach dem Motto „Bad news are good news and good news are no news“. Lutz Tillmanns, Geschäftsführer des Deutschen Presserats, illustrierte Beispiele aus der täglichen Berichterstattung, welche die entsprechende Beobachtung der Teilnehmer bestätigte.

Um die Vermittlung eines differenzierten Blicks, der auch den gelebten Alltag mit einbezieht, zu gewährleisten, forderten die Teilnehmer neben einem verstärkten Verantwortungsbewusstsein seitens der Medien auch und vor allem die Rekrutierung von mehr Journalistinnen und Journalisten sowie Medienschaffende mit Migrationshintergrund. Bisher seien sie im Medienbetrieb unterrepräsentiert, so der Tenor unter den Teilnehmern.

In den Diskussionen wurde u.a. auch die Frage nach Rolle und Verantwortung der türkischen Medien im hiesigen Integrationsprozess gestellt. Prof. Dr. Hans Jürgen Weiß vom Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an der Freien Universität Berlin referierte zur Mediennutzung der türkischen Bevölkerung in Deutschland.

Die These vom „Medienghetto“, in das sich die türkische Bevölkerung in Deutschland zurückziehen würde, entspreche nicht der Realität, so Weiß. Vielmehr wiesen Studien auf eine komplementäre Nutzung von deutschen und türkischen Medienangeboten hin. Auch der viel behauptete Zusammenhang zwischen Konsum türkischer Medien und Separationserscheinungen sei durch seine Studien nicht belegbar. Vielmehr könnte dieser Medienkonsum integrationsfördernd wirken, wenn die Relevanz medialer türkisch- und deutschsprachiger Informationsquellen gleich hoch eingeschätzt wird.

Letztlich waren sich alle Teilnehmer einig, dass die Art und Weise der Medienberichterstattung natürlich von den Medienschaffenden selbst abhängen würde. Aber die Freiheit der Meinungsäußerung und der Presse bringe neben Privilegien auch Verantwortung der an Medienproduktionen Beteiligten mit sich. Sie seien daher gefordert als eigenverantwortlich handelnde Eliten kritisch über die Entstehung, Wirkung und Konsequenzen von Veröffentlichungen zu reflektieren.