Für junge Menschen mit Liebe zum Auto
Der Ausbildungsberuf Automobilkaufmann/-frau vermittelt alle Fähigkeiten und Kenntnisse für eine vielfältige kaufmännische Tätigkeit im Autohaus und Kfz-Betrieb
Bonn. Wer an eine Ausbildung im Autohaus denkt, hat meistens einen technischen Beruf im Kopf. Dafür gibt es auch statistische Gründe: Über zwei Drittel der über 85 000 jungen Menschen, die derzeit eine Lehre im Kraftfahrzeuggewerbe absolvieren, entscheiden sich für den Kfz-Mechatroniker. Doch die Automobilbranche bietet nicht nur Technikern interessante berufliche Möglichkeiten. Das belegen die insgesamt rund 16 000 jungen Leute, die sich für eine kaufmännische Ausbildung im Kfz-Gewerbe entschieden haben.
Die Mehrzahl von ihnen erlernt heute den Beruf des Automobilkaufmanns beziehungsweise der Automobilkauffrau – die Hälfte der Azubis ist weiblich. „Sie erhalten damit eine allgemeine kaufmännische Ausbildung auf hohem Niveau sowie jede Menge praktische Fähigkeiten und Kenntnisse, die sie für ihr späteres Berufsleben in der Automobilbranche benötigen“, sagt Birgit Behrens, als Geschäftsführerin des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) für den Bereich Berufsbildung zuständig.
Autohäuser und Kfz-Werkstätten bilden schon seit Jahrzehnten kaufmännisch aus, obwohl es den Beruf „Automobilkaufmann/-frau“ erst seit zwölf Jahren gibt. Bis 1998 wurden stattdessen angehende Büro-, Einzelhandels-, Großhandels- und Außenhandelskaufleute eingestellt. Damit waren die Betriebe aber Ende der neunziger Jahre nicht mehr zufrieden.
Denn diese branchenübergreifenden Berufsbilder sind eben nicht an die speziellen Anforderungen angepasst, die ein Kfz-Betrieb an seine kaufmännischen Mitarbeiter stellt. Die Abwicklung von Reparaturarbeiten in der Werkstatt, die rechtlichen und betriebswirtschaftlichen Tücken des Handels mit Neu- und Gebrauchtwagen und das immer wichtigere Geschäft mit Finanzdienstleistungen sind nur drei Beispiele dafür.
Also kämpfte das Gewerbe für einen eigenen Ausbildungsberuf, der diese Bedürfnisse erfüllen und die Lehrlinge optimal auf das Berufsleben vorbereiten sollte – mit Erfolg: Am 1. August 1998 begannen die ersten Automobilkaufleute in Deutschland ihre Ausbildung.
Der neue Beruf stieß von Anfang an auf große Resonanz. Seit dem Jahr 2000 befinden sich konstant zirka 10 000 junge Menschen in der dreijährigen Ausbildung zum Automobilkaufmann. Die Zahl belegt, dass der Bedarf nach wie vor groß ist – auf Seiten der Betriebe genauso wie bei den Jugendlichen. Diese sind begeistert von der Vielfalt ihrer Ausbildung, belegt eine Untersuchung des Meinungsforschungsinstituts FFG im Auftrag des ZDK.
Die Wissenschaftler befragen in regelmäßigen Abständen Lehrlinge, wie zufrieden sie mit ihrer Ausbildung sind. Die Ergebnisse der jüngsten Studie aus dem Jahr 2009: 45 Prozent der angehenden Automobilkaufleute sind mit ihrem Ausbildungsberuf sehr zufrieden, weitere 45 Prozent sind zufrieden, und nur drei Prozent sind unzufrieden. „Die Lehre ist besonders abwechslungsreich. In keiner anderen Ausbildung durchläuft man so viele unterschiedliche Abteilungen“, betont Birgit Behrens. „Und der Betrieb hat den Vorteil, dass eine Automobilkauffrau oder ein Automobilkaufmann vielfältig einsetzbar ist, weil er oder sie in der Ausbildung viele abteilungsübergreifende Kenntnisse sammelt.“
So gehört etwa die Arbeit im Aftersales-Verkauf zu den vielen unterschiedlichen Punkten im Ausbildungsplan für Automobilkaufleute. Dies ist eine zentrale Schnittstelle mit den anderen Bereichen, wie etwa Logistik, Controlling und Verkauf. „Bezogen auf die spätere Tätigkeit führt die Bezeichnung Automobilkaufmann/-frau etwas in die Irre“, so Birgit Behrens. „Es geht hier nicht nur um das Thema Verkaufen, sondern um den Erwerb höchster Kompetenz auf den Gebieten Dienstleistung und Kommunikation.“ Denn der Ausbildungsplan ist so umfangreich wie das spätere berufliche Tätigkeitsspektrum im Autohaus oder im Kfz-Meisterbetrieb: Automobilkaufleute befassen sich mit der Disposition, der Beschaffung, dem Vertrieb und dem Verkauf von Automobilen, Teilen und Zubehör. Sie analysieren den Markt und nutzen die dabei gewonnenen Informationen für das Marketing des Betriebs. Sie bieten den Kunden ihres Autohauses Dienstleistungen rund um das Automobil an. Dazu gehören neben Servicepaketen und Garantien auch Versicherungs-, Leasing- und Finanzierungsverträge, die sie gemeinsam mit Partnern aus der Finanzbranche vermitteln.
„Realschüler und Gymnasiasten mit Interesse am Produkt Automobil und an moderner Technik, die sich mit Daten- und Informationsverarbeitung beschäftigen wollen und aufgeschlossen für Kundenkontakte sind, treffen mit der Entscheidung für den Automobilkaufmann die richtige Wahl“, ist Birgit Behrens überzeugt.