Die Halbfinals bei der Frauen-Fußball-WM 2011
Eine Nachlese
Die USA und Frauen-Fußball – wahrlich eine Erfolgsstory.
Seit 1991 gibt es Weltmeisterschaften für Frauen im Fußball und jedes Mal gab es für die US-Girls eine Medaille, zweimal (1991/1999) sogar den Titel. Und auch bei Olympia waren die US-Amerikanerinnen stets auf der Erfolgsspur. 1996, 2004 und 2008 konnten sie jeweils Olympia-Gold erkämpfen, lediglich 2000 gab es „nur“ Silber.
Auch das Halbfinale gegen die Französinnen wurde zum Triumph für die US-Auswahl, obwohl Frankreich beherzt mitspielte, teilweise sogar mehr Spielanteile hatte und technisch versiert auftrat. Nach dem Führungstreffer in der 9. Minute durch Lawen Cheney (USA) sah es zunächst nach einer klaren Sache für die amerikanischen Favoritinnen aus, aber die französische Equipe, von Trainer Bruno Bini hervorragend vorbereitet, war alles andere als ehrfurchtsvoll.
Im Mittelfeld gab es eine deutliche Überlegenheit Frankreichs. Daher war der Ausgleich von Sonia Bombastor in der 55. Minute keine Überraschung mehr – und auch in der Folgezeit hatten die französischen Spielerinnen mehr Anteil am Spiel und die besseren Möglichkeiten. Aber, wenn nichts mehr zu gehen scheint für das US-Team, dann gibt es immer noch Torhüterin Hope Solo und Torjägerin Abby Wambach. Die sorgte in der 79. Minute mit dem 2:1 für die Vorentscheidung, bis dann Alex Morgan in der 82. Minute mit dem 3:1 für die USA alles klar machte.
Gab es bislang nur den „Spirit of the Hawk“, so gibt es spätestens seit der WM 2011 den „Spirit of the Hope“. Klasse, wie die mitspielende Torhüterin Hope Solo ihr Team immer wieder nach vorn peitscht, ihre Spielkameradinnen motiviert und mit glänzenden Leistungen beeindruckt. Überhaupt ist Hope Solo eine starke Persönlichkeit des Weltsportes. Keine Ja-Sagerin, keine Angepasste, kein „Starlet“ – ein Steh-auf-Fräulein und eine „echte Typin“.
Ein bewegtes, turbulentes Leben kann die Amerikanerin, die am 30. Juli 30 wird und immer noch jugendlich frisch wirkt, aufweisen. Zerrissenes Familien-Glück, schwere Verletzungen, ein suboptimaler Trainer bei ihrem WM-Turnier 2007, verbunden mit Spielerinnen, die sie damals „mieden“, dann wieder goldige olympische Stunden, ein klasse Comeback nach schwerster Schulterverletzung und nun eine ausgezeichnete WM, dazu eine soziale Ader – Hope Solo ist schon einzigartig. Hope – Hopeful – Magic! – Das ist wohl hier der Komparativ.
Und wenn die USA nach 3 x Olympia-Gold und 1 x Olympia-Silber sowie 2 x WM-Gold und 3 x WM-Bronze am Sonntag, am 17. Juli, tatsächlich den dritten WM-Titel erringen sollten, so ist das auch ein ganz besonderer Erfolg für Hope Solo.
Ein Erfolg, den sie ihrem vor vier Jahren verstorbenen Vater widmen wird, „dem einzigen Menschen, der sie wirklich verstand“, wie Hope verriet.
… Für die USA war jedenfalls das 3:1 gegen Frankreich im WM-Halbfinale in Mönchengladbach vor 26.000 Zuschauer im 34. WM-Endrundenspiel der 27. Erfolg, bei 4 Remis und nur 4 Niederlagen (95 Punkte/95:36 Tore).
Fazit des ersten Halbfinales: Auch wenn vor 125 Jahren das französische Volk den USA die Freiheitsstatue schenkte, so gab es beiderseits dieses Mal „keine Geschenke“ zwischen den USA und Frankreich. Ein insgesamt unterhaltsames Spiel mit einer Frau, die einen ausgeprägten Tor-Instinkt besitzt – Abby Wambach.
Japan überraschte auch die Schwedinnen
Nippons Töchter gewannen 3:1 gegen die Damen mit den „Tre Kronors“.
„Pippi Langstrumpf“ gegen „Mila Superstar“. „FIFA`s Next Topmodels“ gegen japanische Zurückhaltung. Oder besser: Team Schweden mit Lotta Schelin gegen Team Japan mit Homare Sawa. Der Europameister 1984, WM-Dritte 1993, Vize-Weltmeister 2003 gegen den Asienmeister 2001, 2003 und 2008 sowie WM-Viertelfinalisten 2007 im fast ausverkauften Stadion in Frankfurt am Main.
Der Australien-Bezwinger im Viertelfinale gegen den Deutschland-Bezwinger. Das versprach Spannung …
Und auch die Schwedinnen legten, wie die USA zuvor im Halbfinale gegen Frankreich, furios los: 1:0 durch Öqvist in der 10. Minute und danach weiter druckvolles Spiel der Schwedinnen. Aber wie aus dem „Nichts“ erzielte Kawasumi das überraschende 1:1. Während die Japanerinnen in der Folgezeit technische Brillanz offenbarten und das Spiel an sich rissen, zerfiel das schwedische Spiel in seine Einzelteile. Der japanische Team-Geist triumphierte, die eigentlich erstklassigen Schwedinnen wussten dem japanischen Angriffsspiel nichts entgegenzusetzen und wurden praktisch „an die Wand gespielt“. 59. Minute – Sawa 2:1. 64. Minute – Kawasumi 3:1.
Somit erscheint auch die Niederlage des deutschen Teams in einem „etwas anderem Licht“. Gerade gegen Schweden demonstrierten die Japanerinnen – nach der Abwehrschlacht gegen Deutschland – technische Raffinessen, hervorragende Angriffe und große Torgefährlichkeit.
Japan, das WM-Überraschungsteam, steht nun am 17.Juli im Finale gegen die USA. Vielleicht gibt es ja auch dort eine „Surprise“ … Eines ist jedoch heute schon sicher: Silvia Neid bleibt Bundestrainerin und strebt mit der DFB-Auswahl die EM 2013 an.
Die letzten WM-Spiele der Frauen-Fußball-WM 2011
– am 16.Juli um 17.30 Uhr in Sinsheim / Spiel um Platz drei / Frankreich gegen Schweden
– am 17.Juli um 20.45 Uhr in Frankfurt/Main / Finale / USA gegen Japan .
Marko Michels