Deutschland ergrünt politisch
Nach den Landtagswahlen in Baden-Württemberg und in Rheinland-Pfalz – ein Einwurf
Die Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz waren schon vor dem eigentlich Wahltag dramatisch. Die Naturkatastrophen in Japan, der drohende Super-GAU des AKW in Fukushima, die Revolutionen in den arabischen Ländern, ein suboptimales Regieren der gegenwärtigen Bundesregierung, eine SPD-Opposition, die nicht in Tritt kommt, aber Grüne, die zurzeit im Trend sind, das alles sollte auch auf die Wahlen im Süden Deutschlands durchschlagen.
Baden-Württemberg und Rheinland Pfalz – eigentlich zwei Stammländer der CDU. So regierte seit der Gründung des Landes Baden-Württemberg 1952 nur einmal ein Nicht-CDU-Ministerpräsident – von April 1952 bis Oktober 1953 Reinhold Maier (FDP/davor Deutsche Volkspartei).
Der einzige Ministerpräsident der SPD auf dem Gebiet des heutigen Baden-Württemberg nach 1945 bleibt nach wie vor Prof. Dr. Carlo Schmid, der von 1946-1947 und dann noch einmal kurze Zeit 1948 Regierungschef in Württemberg-Hohenzollern war. In Württemberg-Baden hatte vor 1952 Reinhold Maier schon von 1947 bis 1952 als Regierungschef fungiert.
Mit dem Wahlergebnis vom 27. März wird es nun ein Novum in der neueren deutschen Geschichte geben: Erstmals wird höchstwahrscheinlich ein Grüner Ministerpräsident eines Bundeslandes – Winfried Kretschmann. Die Grünen sind sowohl in Baden-Württemberg mit rund 24,5 Prozent als auch in Rheinland-Pfalz mit rund 15 Prozent der große und eigentliche Gewinner des Wahlabends.
Die CDU in Baden-Württemberg musste dramatische Verluste hinnehmen, bleibt aber mit Abstand stärkste Partei (rund 39 Prozent). Die SPD unter Kurt Beck in Rheinland-Pfalz erlebte einen Absturz um 10 Prozent (35,8 Prozent), dem schlechtesten Ergebnis der SPD seit 1959, bleibt aber knapp stärkste Partei vor der um mehr als zwei Prozent verbesserten CDU (35,3 Prozent) mit Spitzenkandidatin Julia Klöckner.
Von 1946 bis 1991 gab es dort allerdings eine Dauer-Regentschaft der CDU, ehe Rudolf Scharping im Januar 1991 Rheinland-Pfalz für die SPD eroberte.
In Baden-Württemberg musste die SPD sogar das schlechteste Wahlergebnis ihrer Geschichte hinnehmen und wurde nur drittstärkste Kraft, hinter CDU und Bündnis`90/Die Grünen.
Die FDP ist hingegen der große Wahlverlierer – in Rheinland-Pfalz draußen, in Baden-Württemberg nur ganz knapp drin. Die Linke schaffte den Sprung in beide süddeutsche Landtage nicht – ganz deutlich nicht.
Deutschland ergrünt damit im Frühlingsmonat März nicht nur naturell, sondern auch politisch. Wie müsste nun ein neuer „Song“ heißen: „Es grünt so grün, wenn süddeutsche Wähler wählen …“
Am 27. März wurden in Deutschland nicht nur die Uhren auf Sommerzeit gestellt. Es begann auch ein neues politisches Zeitalter. Grün ist „in“ !
Marko Michels