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Der Judo-Sport in Deutschland und M-V

Zwischen Tradition und Gegenwart

Vom 24.August bis 30.August findet der diesjährige Saison-Höhepunkt im Judo, die Weltmeisterschaften in Astana, statt.

In der Vergangenheit sorgten dabei auch Judoka aus M-V bei globalen Meisterschaften stets für sportliche Furore: So wurde der 1964 in Schwerin geborene Torsten Oehmigen, der nach seiner Heirat Torsten Brechot hieß und während seiner aktiven Karriere insbesondere für den SC Dynamo Hoppegarten startete, bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul Bronzemedaillen-Gewinner im Halbmittelgewicht. Bereits vor Seoul`88 war Torsten Brechot schon auf der Judo-Matte erfolgreich, wie sein erster Platz bei den Junioren-EM 1983 und sein WM-Silber von 1985 beweisen.

Weitere erfolgreiche Judoka aus M-V

Aber der Schweriner Brechot hatte zudem einen erfolgreichen Vorgänger. Andreas Preschel, drei Jahre früher als Torsten Brechot in Schwerin geboren und ebenfalls in Hoppegarten aktiv, wurde 1983 Weltmeister im Halbschwergewicht in Moskau.

RBrussig

Weitere bekannte Judoka aus M-V sind – nur fünf Beispiele von vielen – Andreas Paluschek (Rostock), Robert Hütter (Rostock), Günter Krüger (Pasewalk), Fred Ohlhorn (Schwerin) und Roland Borawski (Schwerin), die auch zahlreiche internationale und nationale Erfolge und Medaillen erkämpfen konnten.

Zudem sorgt aus Schweriner Sicht ebenfalls Susi Zimmermann für viel judosportliche Furore. So gewann Susi 2011 in San Salvador ihre dritte Weltcup-Medaille, nachdem die Landeshauptstädterin 2010 WM-Silber im Team in Antalya erkämpfte. Nicht zuletzt sammeln die Zwillingsschwestern Ramona und Carmen Brussig vom PSV Schwerin paralympische und weltmeisterliche Medaillen und Erfolge „nonstop“.

Ein weiterer Judoka, der zwar für den SC Leipzig aktiv war, aber nach seiner sportlichen Karriere zunächst als Berufsschullehrer in Schwerin arbeitete und somit „MV-Bindungen“ aufweist, ist Harald Heinke, der im Mai junge 60 wurde. Harald Heinke war zweimal Europameister (1978/1979), zweimal Vize-Europameister (1977/1980) und WM-Dritter (1979). Bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau schaffte Harald Heinke zudem Bronze im Halbmittelgewicht, zusammen mit Bernard Tschoullouyan, hinter Schota Chabareli (UdSSR) und Juan Ferrer (Kuba).

Die olympischen Judo-Wettkämpfe 1980

Tja, die damaligen olympischen Wettkämpfe in Moskau liegen auch schon wieder 35 Jahre zurück. Damals gab es nur Wettkämpfe für die Herren, unter anderem Japan, Westdeutschland, die USA, Südkorea oder Kanada boykottierten die Spiele und am Ende erkämpften Judoka aus 15 Ländern Medaillen. Für sechs Länder davon gab es Judo-Gold. Aus deutscher, also DDR-Sicht war die Bilanz sehr erfreulich: einmal Gold, viermal Silber.

So wurde Dietmar Lorenz Olympiasieger in der offenen Klasse und holte zusätzlich Bronze im Halbschwergewicht. Bronze sicherten sich neben Harald Heinke ebenfalls Detlef Ultsch (Mittelgewicht) und Karl-Heinz Lehmann (Leichtgewicht). Zu den erfolgreichsten Judo-Ländern in Moskau 1980 avancierten die UdSSR mit zweimal Gold, einmal Silber, zweimal Bronze und Frankreich mit zweimal Gold, einmal Silber, einmal Bronze.

Die einzelnen Olympiasieger 1980 im Judo waren übrigens Nikolai Soloduchin (SU/Klasse bis 65 Kilogramm), Schota Chabareli (SU/Klasse bis 78 Kilogramm), Thierry Rey (Frankreich/Klasse bis 60 Kilogramm), Angelo Parisi (Frankreich/Klasse über 95 Kilogramm), Ezio Gamba (Italien/Klasse bis 71 Kilogramm), Jürg Röthlisberger (Schweiz/Klasse bis 86 Kilogramm), Robert van de Walle (Belgien/Klasse bis 95 Kilogramm) und der genannte Dietmar Lorenz.

Wie beurteilt nun Ralf Wilke, Sportkoordinator beim Judo-Verband M-V, die früheren Erfolge der Judoka mit M-V-Wurzeln?!

Nachgefragt

„Hat nichts an Schärfe verloren…“

Frage: Vor 32 Jahren endete das WM-Finale 1983 in Moskau in der Klasse bis 95 Kilogramm mit dem WM-Sieg des gebürtigen Schweriners Andreas Preschel, der sich vor Waleri Diwisenko (UdSSR), Günther Neureuther (Westdeutschland) bzw. Robert van de Walle (Belgien) durchsetzte. .. Welche Erinnerungen haben Sie an diese WM?

Ralf Wilke: Ich kann mich sehr genau an Andreas Preschels Sieger-Szene im Finale erinnern, mit dem zweiten Waza-ari endete der Kampf und ein neuer Weltmeister war geboren. Noch heute ist das Bild in meinem Kopf und es hat nichts an Schärfe verloren.

Frage: Ein Judoka „mit M-V-Bindungen“ wurde kürzlich 60 – Harald Heinke. Was zeichnete Harald Heinke zu seiner Aktiven-Zeit aus?

Ralf Wilke: Harald Heinke durchlief die Stationen des DDR-Leistungssport, war im Jugend- bzw. Junioren-Bereich schon europäische Spitze und konnte förmlich daran nahtlos anknüpfend auch bei den Senioren internationale Erfolge verbuchen. Seine Beständigkeit zeichnete ihn ebenso aus wie sein Durchsetzungsvermögen auf der Matte.

Frage: Aus M-V, aus Schwerin oder aus Rostock, stammen ja eine Reihe von früheren Weltklasse-Judoka, die vor 1990 zumeist an Vereine außerhalb vom heutigen M-V delegiert wurden. Welche Judoka mit M-V-Wurzeln konnten dabei sportlich besonders überzeugen?

Ralf Wilke: Viele Judoka aus M-V konnten in der Vergangenheit, insbesondere in den 1970iger und 1980iger Jahren, und natürlich auch in der Gegenwart nationale wie internationale Erfolge erzielen. Dafür stehen in der jüngeren Vergangenheit Susi Zimmermann aus Schwerin und Kristin Büssow aus Stralsund, die mehrfach europäische Medaillen gewannen. Ein weiteres Judo-Talent, Thea Gercken, ist im vergangenen Jahr Europameisterin in der Altersklasse U 18 geworden. Die Schwerinerin, die nun in Frankfurt/Oder trainiert, wird sicher noch einiges von sich hören lassen.

Vielen Dank und weiterhin maximale Erfolge für die Judoka aus M-V!

Marko Michels


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