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Der Frieden und der Sport müssen gewinnen!

Gedanken zum Sport in Zeiten des Kommerzes, destruktiver Politik und des Terrors


Der Terror erreicht nun auch endgültig den Sport. Die heutige Fußball-Begegnung zwischen Weltmeister Deutschland und den WM-Dritten Niederlande mußte in Hannover kurzfristig abgesagt werden. Eine konkrete Gefahrenlage führte zur traurigen Absage dieses Spiels, das im Zeichen von Freundschaft, Toleranz und Aufrichtigkeit stehen sollte…

Wie geht es nun weiter mit sportlichen Großereignissen, mit WM oder Olympia?!

In knapp neun Monaten wird das bedeutendste Sportereignis der Welt in Rio ausgetragen. Dieses so ungemein alte traditionsreiche Ereignis der Menschheit – die Olympischen Spiele. Einst fanden diese von 776 vor Christi Geburt bis 393 nach Christi Geburt statt. Glaubte man lange Zeit zu Ehren des alten „Gottvaters“ Zeus, so gehen andere Olympia-Forscher mittlerweile davon aus, dass diese sogar zu Ehren der Zeus-Mutter Rhea ausgetragen wurden.

Dabei war es nicht nur ein „sportliches“, sondern zugleich auch religiöses und nicht zuletzt politisches sowie wirtschaftliches Fest und Forum – Eintracht und Friede galt es in der griechischen Welt, zumindest befristet, zu wahren.

Die Botschaft der Spiele

Das war jedoch bereits der „Geburtsfehler“, denn wenn sich Politik und Wirtschaft in den „Sport“ – und was man dafür hält – einmischen, für diesen „mitverantwortlich“ sein sollen, geht es zumeist nicht gut aus. Der Niedergang der antiken Olympischen Spiele war damit vorprogrammiert.

Bis um das Jahr 1880 dauerte es, bis ein Baron auf die Idee kam, die Olympischen Spiele wieder zu begründen. Und Baron Pierre de Coubertin, der „Wieder-Entdecker“ der Olympischen Spiele hatte mit selbigen hehre Vorstellungen: „So schicken wir Ruderer, Läufer und Fechter ins Ausland. Das ist der Freihandel der Zukunft. Und an dem Tage, da es sich im Leben und Wandel des alten Europa eingebürgert hat, wird der Sache des Friedens eine neue, mächtige Stütze erwachsen sein …“

Die Olympischen Spiele als eine mächtige Stütze des Friedens … Leider war, so erfolgreich sie in ihrer sportlichen Bedeutung auch wurden, dem in der Realität nicht so.

Die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit 1896 in Athen, die Premieren-Veranstaltung, galten in Deutschland als verpönt – irgendwie „ungermanisch“.

Dass sie dennoch ständig weitergeführt wurden, ist dem Idealismus Einzelner, unter ihnen Baron Pierre de Coubertin, zu verdanken.

Mißbrauch der Spiele

Sie wurden als Spektakel am Rande von Weltausstellungen missbraucht (1900, 1904), als Propaganda-Veranstaltung (1936), fielen wegen zweier Weltkriege aus (1916, 1940, 1944), mußten Terror-Anschläge verkraften (1972, 1996), gerieten zur Show-Events (2008), hatten politisch motivierte große Boykotte (1976, 1980, 1984) wie kleine Boykotte (1956, 1988) hinzunehmen.

Sie galten als Gradmesser für die vermeintliche Überlegenheit gesellschaftlicher Systeme. Bei diesen starteten oft keinesfalls „lupenreine Amateure“. Seit 1984 ganz offiziell. Gut bezahlte Sportgrößen aus dem Westblock und Staatsamateure aus dem Ostblock lieferten sich während des „Kalten Krieges“ bis 1990 heiße Duelle in den olympischen Arenen. Mit politischen Worthülsen, Korruption, Dopingmitteln auf beiden Seiten und viel Pharisäertum.

Die Spiele haben gelitten, ihre Seele, ihr Idealismus, ihre Aufrichtigkeit sind längst verloren gegangen (für immer?). Olympia ist mittlerweile zu einem Marketing-Event mutiert, teuer, so teuer, dass sich nur noch Wohlhabende den Live-Besuch leisten können, die vermeintlichen „Eliten“ aus Ökonomie, Politik, Kultur und sonstiger Gesellschaft.

Bedeutung der Spiele

Der Autor Edgar Fuchs brachte es jedoch in seinem Beitrag „80 Jahre Olympische Spiele“, erschienen im Buch von Harry Valerien „Olympia`76 – Innsbruck/Montreal“ des Südwest-Verlages München 1976, auf den Punkt. Warum die Spiele noch immer bedeutsam sind … Hierzu Edgar Fuchs: „ … Auch wenn sie (die Spiele – Anm.d.Red.) nie das geworden sind, was Pierre de Coubertin sich von ihnen erhoffte: `Eine mächtige Stütze des Friedens`. Und auch das ihnen in schönen Reden immer wieder zudiktierte Völkerverbindende hat sich auf einen ganz kleinen Nenner reduziert: Verbunden fühlen sich Milliarden nur, weil ihr Interesse sich alle vier Jahre zwei Wochen lang auf einen Ort und ein Ereignis konzentriert. Doch das ist Grund genug, an den Spielen festzuhalten. Denn, sie sind das einzige Fest, zu dem die ganze Welt geladen ist.“ … Und sei eine Teilhabe auch nur via Radio, TV oder Internet möglich.

Olympia, wie der gesamte Sport ist also noch immer mehr als eine Worthülse. Aber Olympia gehört auf den Prüfstand, gehört „general-überholt“. Gelingt es dauerhaft nicht, dem olympischen Leben wieder mehr Frieden, Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit und weniger Kommerz zu geben, erst dann hat Olympia wirklich Zukunft.

Heute bedrohen Terror und Hass die völkerverbindende friedliebende Idee des modernen Sportes, die erst dank des Engagements von Großbritannien und Frankreich globale Bedeutung erlangte. Beide Länder, übrigens die einzigen, die sich nie einem olympischen Boykott anschlossen, spielten heute im legendären Wembley-Stadion in London Fußball. Das Resultat ist unbedeutend – dieses Spiel hat vor allem Symbolkraft. Ein Symbol für Freundschaft, Frieden und aufrichtigem Miteinander.

Dem Leben und dem Frieden zugewandt. Schade, dass heute in Hannover ähnliches nicht möglich war. Aber mitunter muß der Sport weichen… Aber nur mitunter!

Marko Michels


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