Rückblick auf die BUGA 2015
Die BUGA 2015 Havelregion aus der Sicht der DBG
Wie zu jeder Gartenschau führte die Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft mbH (DBG) auch zur BUGA 2015 Havelregion Besucherbefragungen durch. Das Feedback, das wir aus der Befragung während der gesamten Gartenschauzeit hindurch erhielten, war durchweg positiv.
Die Befragung wurde durch das renommierte Institut ift Freizeit- und Tourismus GmbH, Potsdam durchgeführt. Analysen erhielten wir für drei Zeiträume: eine erste Auswertung erfolgte im Mai, eine zweite Anfang Juli und eine dritte im Oktober.
Wie den Kernergebnissen der finalen Auswertung zu entnehmen ist, sind die verschiedenen Bereiche auf dem BUGA-Gelände von nahezu 90 % der Besucher mit „gut“ bis „sehr gut“ bewertet worden, was sich auch in der langen Verweildauer von durchschnittlich vier bis sechs Stunden pro Besuchstag widerspiegelt. 84 % der Gäste kamen in Begleitung zur BUGA – Schönes teilt man gern.
Zur Beurteilung ausgewählter gärtnerischer Angebote wurde vor allem die Pflanzenvielfalt positiv betont, gefolgt von den Blumenausstellungen in den Kirchen und der Gestaltung der gärtnerischen Bereiche im Freiland. 89 % der Besucher fanden, die BUGA sei ein Muss für jeden Blumen- bzw. Pflanzenliebhaber und biete umfassende Informationen rund um Gartenthemen.
Dazu nutzten 53 % der Gäste Mitmachaktionen und Workshops am i-Punkt GRÜN, 40 % ließen sich hier zu Gartengestaltung und Pflanzenpflege beraten. 94 % der Befragten waren auch noch im September mit dieser BUGA sehr zufrieden und wollten sie weiterempfehlen.
Jochen Sandner, Geschäftsführer der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft mbH (DBG) stellt fest: „Bei meinen Besuchen zu unterschiedlichsten Zeiten und an allen fünf Standorten konnte ich erleben, wie begeistert Gäste vom Ideenreichtum der Planer und Gärtner waren. Aus den Fragen an die Gärtner im Gelände oder am i-Punkt GRÜN war Fachkenntnis herauszuhören.
Viele Besucher zeigten ein großes Interesse an bestimmten Pflanzensorten und ihrer Pflege. Zu beobachten war auch, wie intensiv Eindrücke von den genannten Geländebereichen digital festgehalten wurden, um Inspirationen zu Hause umzusetzen oder einfach nur die Wirkung einer bestimmten Blütenfarbe, die Vielfalt der Staudenkombinationen, Park- und Gartenareale zu dokumentieren.“
Konzept stärkt touristisches Image der Havelregion
Woher kamen die Besucher? 60 % der Befragten kamen aus den (BUGA) Landkreisen/Kreisfreien Städten und 41 % von außerhalb. 75 % der auswärtigen Besucher waren schon mal in der Havelregion. 54 % der auswärtigen Gäste haben die BUGA als Tagesausflug nach meist 1-2 stündiger Anreise besucht, 44 % im Rahmen einer
Durchreise mit Übernachtung erkundet. Sie übernachteten überwiegend in der Havelregion. Im Durchschnitt verbrachten sie hier 4,2 Nächte/rund 5 Tage um alle Standorte kennenlernen zu können.
Spannend ist der Tourismusfaktor: Knapp 90% wollen innerhalb der nächsten 2-3 Jahre die Havelregion sicher oder wahrscheinlich wieder besuchen, 85 % das Land Brandenburg, 75 % das Land Sachsen-Anhalt. Die Befragung und das Ticketing ergaben, das 14 Prozent der auswärtigen Besucher in den mittleren Monaten der Laufzeit mit dem Rad kamen, was für die ausgebauten Radwege spricht. Außerdem konnte diese BUGA einen hohen Anteil von Busbesuchern ausmachen, nämlich über 30 %. Ein Trend, der sich schon bei vorhergehenden Gartenschauen abzeichnete und der anhält.
Gärtnerischer Wettbewerb – erfolgreiche Ausstellungen in Kirchen, prächtige Pflanzungen im Freiland
Ein unverzichtbares Alleinstellungsmerkmal der BUGA ist der gärtnerische Wettbewerb. Hier konkurrieren die besten Gärtner Deutschlands und der Region – im Freiland und in der Halle. Auf einer BUGA kommen nur qualitativ hochwertige Pflanzen und Gehölze ins Freiland oder besonders attraktive Schnittblumen für die Floristik in die Blumenausstellungen. Dafür gibt es Fachbewertungen und begehrte Medaillen – in den Kategorien Gold, Silber, Bronze.
Und begehrte Ehrenpreise…die Tüpferl auf dem i.
Und nun die Rekorde der BUGA Havelregion:
Allein 1158 Goldmedaillen wurden an unsere teilnehmenden Aussteller in den 14 Freiland-Wettbewerben verliehen, 866 mal konnten Rosen, Rhododendron, Schaupflanzen, Stauden, Kübelpflanzen, Frühjahrs- und Sommerblüher mit der Silbermedaille ausgezeichnet werden. 429 Betriebe erhielten für ihre Pflanzenpräsentationen eine Bronzemedaille. Insgesamt wurden dem Publikum auf dieser BUGA 62 Neuheiten – von der „Rose der Einheit“ bis zur Fuchsie „BUGA Havelregion“ vorgestellt. Nicht wenige von ihnen wurden dazu mit Havelwasser namentlich getauft. Und das alles vor Publikum und laufender Kamera.
Zu den genannten Wettbewerben kommen fünf Sonderthemen über Seerosen, Kakteen, Kulturpilze, einen Heidegarten und die Staudengerbera hinzu. Nicht zu vergessen den Wettbewerb der 33 Themengärten in Brandenburg a. d. Havel. Und in der Natur der Sache liegt: alles muss gebaut und anschließend gepflegt werden. Auch das unterlag der Beobachtung und Prämierung durch eine Fachjury.
Nachdem 59 Preisrichter während dieser 6-monatigen Schau in 328 Bewertungs-Rundgängen unterwegs waren, fand man noch die allerbesten heraus und vergab besondere Auszeichnungen wie die Große Goldmedaille der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft: Für Präsentationen im Freiland wurde die begehrte Medaille 25 mal verliehen und für Wettbewerbsbeiträge in der Kirche gleich 69 mal. Einige Aussteller konnten sich auch über Ehrenpreise von Gartenbauverbänden, Ministerien und Städten freuen: 75 Mal gab es für Freiland- und Blumenhallenschauen – auch deren Gestaltung – einen Ehrenpreis. Da auf der BUGA 2015 Havelregion Ausstellungräume in zwei Kirchen für die Blumenschauen zur Verfügung standen, hatte das Organisationsteam um den Leiter der gärtnerischen Ausstellungen, Rainer Berger, doppelt so viel zu tun: Zur BUGA 2015 Havelregion wurden 32 wechselnde Themen angeboten.
Von Pflanzen des Mittelalters in „Ritter, Rösser und Rapunzeln“ bis zum „Dschungelflair“ im Sommer, über das herbstliche „Dahlienfeuer“ und die Floristenschau bis zu den letzten Ausstellungen unter dem Generalthema: „Berlin, Berlin – wir fahren nach Berlin“. Dazu mutierte der Mittelgang des Havelberger Kirchenschiffs zur „Straße Unter den Linden“: Große prachtvolle Bäume fungierten als Vorboten der nächsten internationalen Gartenausstellung, die 2017 in Berlin stattfinden wird. Draußen, in den Nischen der St. Johanniskirche gab es zusätzlich noch einmal eine Präsentation, die sich der ganzen Sortenvielfalt nur einer Pflanze widmete, hier waren es die prachtvollen solitären Geraniengehölze aus dem egapark Erfurt, der Kulisse der BUGA im Jahr 2021.
Durchweg alle Blumenschauen waren Publikumslieblinge wie die Besucherumfrage erwies. Wer seine Pflanzenkenntnisse vertiefen wollte, dem bot die Bundesgartenschau 2015 Havelregion im Rathenower i-Punkt GRÜN mit seinen Expertenforen zu Gartengestaltungsthemen, zu Liebhaberpflanzen, mit Autorenlesungen und Expertenrat an 177 Tagen etwas Neues. Vom rbb Chefreporter der „Gartenzeit“ bis zur Tomatenzüchterin, von den Verkostern heimischer alter Obstsorten bis zur Präsentation der Jungpflanzenbetriebe oder den täglichen Floristik-Workshops – es gab viele Angebote zum Mitmachen, Gestalten, unendlich viele Anregungen für die private Garten-, Balkon und Wohnwelt.
Zukunftschancen von dezentralen Gartenschauen
Für die DBG als Mitveranstalter der Gartenschau war diese BUGA über 80 Kilometer entlang eines Flusses ein Novum. Im Wesentlichen hat die DBG Gartenschauen bisher nur an einem Standort mitorganisiert. Die Ausnahme war die BUGA 2007 in Gera und Ronneburg mit zwei Standorten, die aber nur zwölf Kilometer voneinander entfernt waren.
Potsdam 2001 hatte vier Standorte innerhalb des Stadtgebietes. Das hat – nah zusammen gelegen – auch gut funktioniert. Der DBG liegen Interessensbekundungen für weitere Gartenschauen von anderen Regionen in Deutschland vor, unter anderem von der Emscher Region in Nordrhein-Westfalen und von Städten um Koblenz im Oberen Mittelrheintal.
Dort beschäftigt man sich vor allem mit der Problematik, wie die Zusammenarbeit zwischen den Kommunen und zum Teil auch zwischen zwei Bundesländern funktionieren kann. Wie viele Standorte innerhalb einer Region überhaupt Sinn machen. Dazu kann die BUGA 2015 Havelregion ein Modell für eigene Entwicklungsaufgaben und –maßnahmen sein, insbesondere für die grüne Infrastruktur in den Bewerber-Städten. Aber klar ist: zunächst muss man hier genau analysieren, wie weit der Besucher eine über mehrere Standorte verteilte Gartenschau mitgegangen ist, wie weit er sich selbstständig für die Anreise mehrerer Standorte organisiert hat und wie vor allem die Logistik für den Gartenbau auf der Gartenschau anhand des Lernmodells BUGA 2015 Havelregion optimiert werden kann.
Sibylle Eßer M.A.
Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft mbH